Aka

"Ziemlich sicher", nuschelte sie.
Oh ja, das war die Reaktion, die sich jede Frau erhoffte. Aber eigentlich konnte sie ihm ja keinen Vorwurf machen. Immerhin war es nicht gut.
Nicht in ihrer jetzigen Situation.

~Was ist denn los?~ fragte Kaito, der alles andere als glücklich über Sonzus Worte war. Alles nur Marikos Schuld. Was hatte die aber auch nun schon wieder angestellt?

Verdammt. Warum immer sie? Das war gerade echt das letzte, was sie gebrauchen konnten.
"Was machen wir denn jetzt?" Ganz weit weg rennen erschien ihm plötzlich wieder eine Option.
Und Kaito im Kopf zu haben war jetzt auch nicht gerade hilfreich. ~Ich bin mir nicht sicher, ob du das wissen willst.~

Hilflos zuckte Mariko mit den Schultern. "Weiß ich doch nicht", murmelte sie.
Was wusste sie schon darüber? Sie hatte es nie geplant Kinder zu haben! Wieso auch? Sie hatte eine Karriere gehabt und die auch nicht aufs Spiel setzen wollen.
Und jetzt das. Zu einem Zeitpunkt, der ungünstiger nicht hatte sein können.
Sie wollte jedenfalls nicht, dass das Kind nun auch zu Rokudos Spielzeug wurde. Sie erschauderte. Nein, das musste sie irgendwie verhindern können!

Sonzu spürte, wie Mariko erzitterte und löste sich sanft aus ihrem Griff, um die Arme schützend um sie zu legen. "Keine Sorge, ich werde nicht zulassen, dass er dir, oder euch, etwas antut." Das konnte er nicht zulassen! Wobei diese neue Zielscheibe für Rokudo wohl kaum zu verfehlen war. Aber das Kind aufgeben? Das wollte er Mariko gar nicht erst vorschlagen. Die psychische Belastung war auch so schon hoch genug. Und sonst? Sie waren geschlagene Gegner. Das hatte er Kaito gegenüber zugegeben. Dass das hier die komplette Ausgangslage änderte, war in dem Fall doch nur ein erneuter Fluch.

Die Blonde nickte zaghaft und schmiegte sich an ihren Freund. "Tut mir leid", entschuldigte sie sich. Sie hatte das Gefühl, als wäre das allein ihre Schuld. Und das war ein verdammt blödes Gefühl.
Aber sie vertraute Sonzu, auch, wenn sie nicht wusste, wie er sie beschützen wollte.

"Ist doch nicht deine Schuld." Wenn, dann höchstens zu einem Drittel. Zu einem Drittel war er ja auch schuld und zu einem Drittel wars das gottverdammte Schicksal, das wohl gerade Langeweile gehabt hatte.
"Kopf hoch Mariko. Du bist eine junge, starke Persönlichkeit und genau deswegen liebe ich dich. Wir schaffen das schon." Irgendwie.

Ja, irgendwie würde das schon hinhauen, dachte Mariko und lehnte den Kopf gegen Sonzus Schulter. Tenshi blickte von einem zum anderen und beschloss dann sich zu den beiden zu gesellen.
Die tapste auf die beiden zu und sprang auf Sonzus Schoß. Da, wo eben gerade noch Platz für sie war. Aufmunternd stubste sie zuerst Mariko und dann Sonzu an. Das würde schon werden. Und wenn nicht würde sie denen eben die Ohren langziehen. Basta.

Kaitos Blick verfinsterte sich. ~Was ist los?~ , wiederholte er seine Frage wesentlich ernster, während er sich nun daran machte ebenfalls nach draußen zu gehen. Da stimmze etwas ganz und gar nicht. Mariko war ihm ja relativ egal, aber so wie sich Sonzu gerade verhielt schien es dem Blonden auch zu betreffen. Folglich wolle Kaito gegälligst auch wissen, was los war.

"Mariko, steh mal auf, wir müssen mal eben Kaito vertreiben..." Na das würde jetzt ein Spass werden. Hoffentlich rastete Kaito nicht gleich aus.

Schon stand Kaito vor den Beiden "Also? Was soll das Theater?"

"Kein Teather, Kaito.", murmelte Mariko und sah zu dem hoch. Was erlaubte der sich eigentlich?
"Und jetzt verschwinde wieder, ich mag grad nicht", nuschelte sie und vergrub den Kopf wieder an Sonzus Schulter. Sie wollte wirklich nicht.

Sonzu seufzte leise, löste sich dann aus Marikos Griff. "Nur ganz kurz, Mariko, versprochen." Er schnappte sich Kaito am Arm und zog ihn einige Schritte von Mariko weg, um sich dann so hinzudrehen, dass er auf jeden Fall zwischen den beiden stand. "Kaito, du solltest wirklich gehen. Es ist so, dass... die Ausgangslage hat sich geändert."

"Bitte?" Etwas verwirrt ließ sich Kaito von Sonzu mitziehen."Die Ausgangssituation hat sich verändert? Was soll das denn heißen?" Er würde jetzt sicher nicht einfach so verschwinden.

"Tja, das..." Hatte es einen Sinn, es Kaito zu verschweigen? Vermutlich nicht. Er würde einfach stur da bleiben, bis er eine Antwort hatte und wenn Sonzu ihm eine Lüge auftischte, würde er früher oder später auch drauf kommen. Und wenn sie Glück hatten, würde er mit den Neuigkeiten auch nicht gleich zu Rokudo rennen, sondern sich erstmal verziehen.
"Es sieht so aus, als würde ich Vater werden." So, jetzt wars raus, jetzt durfte Kaito auch damit leben.

"Vater...?"Augenblicklich verstummte er, während sein fassungsloser Blick im Sekundentakt zwischen Mariko und Sonzu wechselte, um schließlich an dem Blonden hängen zu bleiben. Wusste der denn überhaupt, was er da eben eigentlich gesagt hatte?! "Hey Sonzu, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder...? Gib's zu, du verarschst mich doch nur..." Ein mehr verzweifeltes Lächeln bildete sich auf Kaitos Lippen, während er für einen Moment wirklich hoffte, dass Sonzu lachend den Kopf schütteln und 'April, April!' schreien würde.
Doch das tat er nicht.
Der Blonde stand einfach nur da und starrte ihn mit einem Blick an, der ihm einen Keil durchs Herz trieb.
Dann herrschte für einen Moment Stille. Der Silberhaarige merkte, wie sich jede einzelne Zelle seines Körpers anzuspannen schien und er die Hand zur Faust ballte. "Mariko. Schwanger. Von dir!? Da- Das ist doch völlig absurd! " Sein Blick fiel über Sonzus Schulter hinweg auf die Nukenin und ein Zischen kam über seine Lippen. "Gottverdammtes Miststück..." Noch ehe Sonzu wirklich begreifen konnte was er vorhatte war Kaito auch schon unter dessen Armen hinweggetaucht und losgestürmt. Diese Situation änderte alles. Er würde da nicht mehr länger mitspielen. Die Nukenin war ihm ohnehin lange genug ein Dorn im Auge gewesen, wieso sollte er sie und dieses neu entstandene Problem also nicht einfach aus der Welt schaffen?! Sonzu hatte doch schon fast ihm gehört! Mit einem wütenden Aufschrei ließ der Silberhaarige die chakraumwobene Hand nach vorne schnellen.
"KAITO!"
Ein fürchterliches Krachen ertönte, als Kaitos Faust nur wenige Zentimeter neben Marikos Gesicht in einen Baum einschlug, welcher auch sogleich nach hinten umfiel, als wäre er nicht mehr als ein einfacher Stock gewesen. Einzig Sonzus Ruf hatte es die Nukenin zu verdanken, dass der Silberhaarige sie verfehlt hatte. Doch Kaito erwähnte es nicht einmal mehr sich nach dem Blonden umzudrehen. Sein Selbstbewusstsein, seine tiefe Überzeugung den Blonden irgendwann doch noch für sich gewinnen zu können, all das hatte sich mit der Nachricht von Marikos Schwangerschaft verabschiedet. Warum musste sich das Glück aber auch immer wieder ausgerechnet gegen ihn wenden!? Der Silberhaarige senkte den Blick, während er spürte, dass siene Augen feucht wurde. Ihm war klar, dass er die Tränen ohnehin nicht mehr hätte zurückhalten können. Es machte ihn einfach nur so verdammt fertig!
"Das kann doch alles einfach nicht wahr sein..."
Ein Tor öffnete sich vor ihm und Kaito machte sich daran hindurchzuschlüpfen. Er wollte jetzt nur noch so schnell wie möglich von hier verschwinden.

Sonzu war Kaito hinterhet gehechtet und holte ihn jetzt ein, schlang von hinten seine Arme um Kaitos Körper und hielt ihn zurück. "Hör zu, es tut mir leid, irgendwo sogar aufrichtig, wirklich. Aber wenn du Mariko auch nur einen Schritt zu nahe kommst, wirst du mich kennenlernen, wie du mich nie kennenlernen wolltest!" Er liess ihn los und trat zurück, um Mariko aufzuhelfen. Das war verdammt knapp gewesen. Er hätte Kaito auch viel lieber eine rein gehauen, aber er fürchtete, dass der zum geistigen Gegenschlag ausholen und Sonzu in dem Zustand einfach umpusten würde. Kaito war wohl ohnehin schon wieder kurz vorm explodieren.

In Marikos Augen spiegelten sich zum einen Teil Erschrockenheit und zum anderen eine grenzenlose Verachtung wieder.
Ja, Mariko verachtete Kaito. Nicht nur, weil er sich anmaßte auch nur daran zu denken ihr Sonzu wegzunehmen. Auch nicht nur deswegen, weil er auch wirklich dachte dass Sonzu ihn auch nur eines Blickes gewürdigt hätte, wären sie sich ohne dieses Spiel begegnet.
Nein, sie verachtete ihn deswegen, weil er ein so gottverdammt schlechter Verlierer war und ein ungeborenes Kind töten würde, nur um etwas zu zerstören, was ihm im Weg stand. Weil er es ihr und Sonzu nicht gönnte.
Er hatte die längste Zeit auf der Gewinnerseite gestanden. War ihm das nicht genug? Oh nein, Monsieur musste ja alles haben. Für wie toll hielt der sich eigentlich?
Als nächstes würde er vermutlich herumjammern und direkt petzen gehen.
Aber sie war das Miststück, ja?
Sie ergriff Sonzus Hand und ließ sich auf die Füße ziehen.

Irritiert von der plötzlichen Umarmung blieb Kaito einen Augenblick stehen, schüttelte dann allerdings bei Sonzus Worten den Kopf. Er war schon aufgewühlt genug und nun wirklich nicht in der Stimmung für irgendwelche Drohungen. "Spar dir die Worte.", murmelte er daher nur. Einen Augenblick später war er auch schon durch das Tor verschwunden.

Er hatte keine Lust auf Tokomi, Arisu oder gar Rokudo; über die neue Situation zu reden. Das hätte in seinem Zustand sowieso nur für Probleme gesorgt. Also hatte ihn sein Weg nicht zurück in ihre Unterkunft geführt. Stattdessen fand er sich nun inmitten einer gut besuchten Schenke wieder, umgeben von haufenweise Menschen, die er nicht kannte. Fast schon automatisch steuerte er auf die Bartheke zu. Er wollte sich ablenken, die Situation zumindest für eine kurze Zeit verdrängen und ein, zwei Gläser Sake trinken. Vielleicht auch 'ne Flasche..Mal sehen.

Das war schlecht. Sonzu hatte darauf gehofft, Kaito so hinbiegen zu können, dass der sich zwischen Rokudo und ihn stellen würde. Das konnte er jetzt vergessen.
"Holen wir unsere Sachen Mariko, wir gehen." Es hatte keinen Sinn mehr, hier zu bleiben.

Mariko nickte. Das wäre vermutlich klüger, als sich einfach so herubschubsen zu lassen. "Komm Tenshi", forderte sie die Katze auf und ging dann ins Haus. "Hast du eigentlich ein paar deiner Senbon da?", fragte sie. DIe Chakrafessel war hinderlich.Vielleicht konnte Sonzu sie aufbekommen. Wenn nicht mussten sie an einer Waffenschmiede halten und das Ding aufschneiden. Und denn dortigen Schmied zu überzeugen würde nicht leicht werden. Und vielleicht sogar unnötige Zeit kosten.

Sonzu folgte ihren Blick zu dem silbernen Armreif, mit dem sie sich dummerweise nicht mehr gross befasst hatten. "Nicht mehr viele. Aber die gehen dabei ja nicht kaputt." Hoffte er jedenfalls. Die Chakrafesseln waren tückische Dinger. An seiner letzten hatte er sich auch dumm und dämlich gefeilt, weil er seine gewohnte Schlossknackertechnik nicht hatte anwenden können.

"Gut. Soll ich derweil die Sachen packen, während du sie holst?"
Sie sollten keine Zeit verschwenden. Wie viel Zeit würden sie wohl haben um einen Vorsprung zu bekommen?
Tenshi war bereits dabei ein paar Dinge, die klein genug und nicht wasserlöslich waren in ihren Körper aufzunehmen. Das war eine ziemlich nützliche Fähigkeit, auf wenn sie dadurch wuchs, was ja immerhin nicht unbedingt ein Nachteil sein musste.
Allerdings konnte sie nicht zuviel nehmen, sonst würde sie sich nicht fortbewegen können.

Sonzu nickte. Viel zum Mitnehmen hatten sie ja schliesslich nicht. "Räum die Küche leer" trug er ihr noch auf, damit sie das ja nicht vergass, ehe er in seiner Werkstatt verschwand. Sein Nadelvorrat war wirklich arg geschrumpft. Wann war er so verschwenderisch geworden? Vielleicht seit sich andere Waffen als nützlicher erwiesen hatten. Für seine Raubzüge hatten ihm die Nadeln immer gereicht.

Wenige Zeit später hatte Mariko alles in zwei kleine Rucksäcke gepackt und reichte einen davon Sonzu, der gerade aus der Werkstadt kam.
"Das wäre es dann", sagte sie und rief nach Tenshi, die nach einer kurzen Pause um die Ecke bog. Ihre Farbe war noch ein wenig dunkler als sonst.

Sonzu nickte und bedeutete Mariko, sich nochmal zu setzen, während er eine Nadel hervor zog und erstmal versuchte, die Fessel zu öffnen indem er sein Chakra in die Form des Schlüssels presste. "Eigentlich finde ich es doof, ausgerechnet jetzt weg zu müssen", murmelte er.