Aka

"Ich muss mich aber nicht aushalten. Sonzu ist nicht arrogant, zumindest merke ich davon nicht. Bei dir merkt man es schon"
So einfach war das.
Außerdem musste man arrogant sein um auch mal weghören zu können. Das Leben war wesentlich einfacher, wenn man arrogant war.

"Sobald er den Mund aufmacht fliesst nichts anderes als pure Arroganz daraus hervor. Aber ich kann euch ja verstehen. Ich würde mich in eurer Situation wohl nicht wesentlich anders verhalten." Er hatte kein Mitleid, schliesslich waren sie selber schuld, wenn sie sich Rokudo so sehr zum Feind machten. Dennoch, er würde um keinen Preis den Platz mit ihnen tauschen wollen. Das war wohl noch immer der Hauptgrund, weshalb er hier mitmachte: Weil er sonst genau da landen würde, wo Mariko jetzt stand. Irgendwie in Ketten und ziemlich nahe bei den viel besungenen Radieschen.

"Tja, kann sein. Vielleicht werden wir es sogar einmal erfahren", meinte Mariko schulterzuckend. Was für ein Idiot.
Er musste es ja schließlich aushalten, nicht sie.

"Es gibt ein Sprichwort: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Was glaubst du, wie schnell ich hier weg sein werde, sobald Rokudo kentert? Ich bin auch nicht freiwillig zu ihm gekommen. Wir verstehen uns ganz gut und vielleicht kann man unsere Beziehung auch als freundschaftlich bezeichnen. Vorausgesetzt man ist ein hoffnungsloser Romantiker", brummte Tokomi. Rokudo wusste das alles, besser als sonst einer, also war es kein Geheimnis. Aber von Zeit zu Zeit war es ziemlich frustrierend, weshalb Tokomi sich angeeignet hatte, darüber hinweg zu sehen und das Beste aus der Situation zu holen.

"Was denn, nicht freiwillig? Wie ist er denn auf dich aufmerksam geworden? Viel Besonderes ist an dir ja nicht dran", konnte es die Blonde einfach nicht lassen zu sticheln.
Das hatte sich gerade viel zu schön angeboten, das hatte sie einfach sagen müssen!
Sie war keine hoffnungslose Romantikerin, sie versuchte eher so weit wie möglich zu gehen und dann sitzen zu bleiben, bis es wieder weiter hing. Sie sah die Dinge also optimistisch.
Meistens jedenfalls.

"An dir und Sonzu auch nicht. Genies und Diebe gibts an jeder Strassenecke", konterte Tokomi. War ja auch so. Er schob seinen Umhang und seine Tasche zu Boden und liess sich zurücksinken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. "Wie der auf mich aufmerksam geworden ist willst du wissen? Da fragst du den falschen. Rokudo hat ein seltsames Gespür für Leute."

"Tja, immerhin scheint es ihm ja zu gefallen...", murmelte Mariko verdrossen. War fürchtbar schön für ihn aber für alle anderen - die die hier freiwillig mitmachten ausgeschlossen - war es beschissen.
"Wie lange geht das jetzt schon so?"

"Keine Ahnung. Ich kenne ihn seit etwas mehr als 3 Jahren. Allerdings hatte er damals schon eine Vorliebe für kleine Spielchen." Und blöde Witze. Und ungemütliche Weckmethoden. Die Liste könnte man vermutlich noch ein ganzes Weilchen fortsetzen, aber Tokomi war nicht so ein Erbsenzähler.
"Du kannst Rokudo für so krank halten wie du willst, aber selbst er hat seine guten Seiten", murmelte Tokomi etwas leiser als zuvor.

"Hm", machte Mariko. So lange schon? Das war zwar nicht die gesamte Zeitspanne dieses Albtraums, in den sie immer tiefer hineinzurutschen schien, aber doch etwas, dass sie etwas erschreckte, wenn sie ehrlich war.
Sie lehnte sich ebenfalls zurück und starrte an die Decke. Wie lange würde sie wohl dieses Mal Zeit haben um jedes einzelne Muster auswendig zu lernen?
Zugegeben, in den letzten Nächsten waren es vor allem Schnee, Blätter, Bäume und Sterne gewesen, die sie hatte anstarren können, aber das war ja hier nicht von Belang.
"Ach ja? Dann hat er ja ein außerordentliches Talent dafür positive Aspekte zu verstecken", antwortete sie bissiger als beabsichtigt.
Aber in ihrer Situation konnte sie diese Aussage nur als puren Hohn verstehen.

"Da hast du allerdings recht", stimmte Tokomi kurzerhand zu. Er hatte auch ein Weilchen suchen müssen. Oder vielleicht hatte er sich auch einfach nur ein Weilchen in Rokudos Strom treiben lassen müssen, bis diese Inseln von ganz allein an ihm vorbei geschwommen waren. "Aber man muss sich nur ein bisschen darauf einlassen. Dann funktioniert das alles ganz von selbst." Er wandte den Blick ab und starrte an die Decke. Naturholz. Gut, da würde er immerhin ein Weilchen was zu gucken haben.

"Natürlich habe ich recht", murmelte die Blonde. Und sie würde sich selbstverständlich nicht darauf einlassen. Wo kämen sie da denn hin? Pah!
Sie wollte das alles hier nicht, also warum sollte sie sich auch noch auf etwas einlassen, das für sie alles andere als angenehm war.
"Was wollt ihr hier?"

"Och, nix Spezielles. So'n bisschen Sightseeing, mal wieder unter Leuten sein, das Übliche halt." Tokomi freute sich wirklich, mal wieder in der Stadt zu sein. Er war nicht für das Landleben geschaffen, dass hatten ihn seine Reisen in den letzten eineinhalb Jahren gezeigt. Aber es war ja auch nicht verwunderlich, schliesslich war er auch in der Stadt aufgewachsen.

"Tse."
So ein Blödsinn, verarschen konnte sie sich auch selbst, da brauchte sie Tokomi nicht dazu. Sightseeing, pah! Da hätten sie auch in eine der größeren Städte gehen können, die wesentlich näher gelegen hatten.

"Was denn? Hast du etwa eine detaillierte Schilderung unserer Pläne erwartet?" Die sollte hier gar nicht so rum-tse'n. War doch selbstverständlich, dass er ihr nicht erzählte, was sie hier tun wollten.

"Ich hab ja gar nichts gesagt! Ich frag mich ja nur, ob ihr zuerst Schnee, Eis oder doch die Berge besichtigen wollt. Für letzteres solltet ihr euch nämlich beeilen, in ein paar Tagen soll es nämlich einen Wetterumschwung geben. Mir würde es zwar nicht ausmachen, wenn ihr alle dort erfrieren würde, aber ich denke, dass würde dann eure großartigen Pläne ruinieren"
Sarkasmus pur.

"Das grossartigste an unseren grossartigen Plänen ist ja immer noch, dass sie praktisch nicht existieren. Wobei ich nicht genau weiss, was Rokudo sich alles zusammenspinnt."

"Uh, dann wäre es vermutlich gar nicht mal sooo blöd, wenn ihr dort erfrieren würdet. Ihr würdet immerhin alles in die Tat umgesetzt haben, was ihr euch für die jüngste Zeit vorgenommen habt", erwiederte die Blonde prompt.

Tokomi wandte den Blick wieder Mariko zu. "Na vielen Dank auch", brummte er mürrisch. So langsam begann sie ihm auf den Geist zu gehen. Also so richtig. Er war immerhin auch noch ein Mensch.

"Bitte aber auch, gern geschehen", meinte diese.
Was wunderte er sich denn? Er hatte doch jetzt nicht im Ernst erwartet, dass sie sich handzahm und plegeleicht benehmen würde. Oh nein, die tat ihm ja schon den Gefallen, dass sie ihm nicht ernsthaft zu entwischen versuchte.
"Ich hoffe doch ihr zieht bald los"

"Kannst gerne mitkommen..."

"Danke, aber ich lass euch lieber alleine sterben. Ich hab da noch wen", antwortete die Nuke-nin schulterzuckend. Nein, aufs Erfrieren hatte sie nun wirklich keine Lust.

Tokomi allerdings genauso wenig. Wie lange musste er eigentlich mit der ein Zimmer teilen? Achwas, auch egal, er würde schon was finden, vielleicht jede Nacht wo anders.
"Wer weiss, wie lange du 'ihn' noch haben wirst. Du solltest dir nicht so grosse Hoffnungen machen. Vermutlich rechnest du damit, dass er jede Sekunde aus heiterem Himmel auftaucht, uns allen einmal kräftig in den Arsch tritt und dich dann mit nach Hause nimmt. Aber glaub mir, das wird nicht geschehen."

"Nein du, das ist mir zu klassisch. Wenn schon, dann würde Sonzu nicht so einfach daherkommen und euch in den Arsch treten. Wenn schon, dann mit Stil. Er besitzt so etwas nämlich. Kennst du das Wort überhaupt?"
Falls er sie mit diesem Kommentar hatte verletzten wollen, hatte er sein Ziel verfehlt. So ein Pech aber auch.
Auch, wenn es sich ganz gut anfühlen würde, wenn denen mal in den Arsch getreten wurde.

Beinahe schon nachdenklich hob Tokomi die Hand und beobachtete die winzigen Entladungen, die darum herum zu blitzen begannen. "Jedenfalls könnte ich dich um einiges stilvoller umlegen als so ein billiger Nadelwerfer."

"Findest du? Die Geräuschkulisse wäre vielleicht etwas beeindruckender, aber ich war bisher immer der Meinung, dass das geräuschlose Töten das stilvollste ist."
Wenn er das nicht so sah, war das nicht ihr Problem, sondern seines. "Im Übrigen: Dieses ´Nadelwerfer´ nennt man Senbon"

"Geräuschkulisse? Keine Ahnung wovon du redest. Hat's etwa geknallt, als du dich plötzlich nicht mehr bewegen konntest? Zugegeben, das habe ich nur so schnell schnell und ziemlich ineffizient hingekriegt, aber Kaito durfte dich nichts desto trotz doch ne gute Stunde mittragen, bis du ihm schliesslich eine runter gehauen hast." Tokomi setzte sich auf und schwang die Beine vom Bett, um aufzustehen.
"Elektrizität ist nicht nur Blitz und Donner. Obwohl es schon beeindruckend ist, mal eben die Schallmauer zu durchbrechen. Täte das jeder elektrische Impuls, wäre dein Körper nur noch am Donnern, nichts anderes mehr. Schon mal daran gedacht, dass dein ganzes Nervensystem elektrisch funktioniert?"
Mit raschen Schritten trat er auf sie zu und begann, sie an die Wand zu drängen.
"Puppenspieler hängen ihre Riesenspielzeuge an Fäden. Kaito hockt in anderer Leute Geister, um ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Aber wäre es nicht lustig, einem Feind zuzusehen, wie er sich selber verprügelt, einfach nur, weil man seinen Armen ein paar Befehle in Form von winzigen Stromstössen sendet?"