Aka

Sonzu nickte und bedeutete Mariko, sich nochmal zu setzen, während er eine Nadel hervor zog und erstmal versuchte, die Fessel zu öffnen indem er sein Chakra in die Form des Schlüssels presste. "Eigentlich finde ich es doof, ausgerechnet jetzt weg zu müssen", murmelte er.

Fragend sah Mariko ihn an. "Warum doof?"
Sie linste zu der Fessel, konnte aber nicht erkennen, was genau er da tat, denn er hatte beide Hände davor.

"Weil das hier das einzige Dach über dem Kopf ist, das ich uns bieten kann. Und ich es irgendwie schade finde, das aufgeben zu müssen." Er stiess einen leisen Seufzer aus und lockerte kurz die Hand, mit der er an der Nadel herumdrehte. "Kannst du mal versuchen dein eigenes Chakra auf die Hand zu konzentrieren? Vielleicht sprengt das die Kapazität von diesem Ding." Und dann dürfte es funktionieren.

"Hm", machte die Nukenin und versuchte sich darauf zu konzentrieren ihr Chakra unter ihre Kontrolle zu bringen, ehe sie es in ihrer Hand zu fokussieren.
Und nach einer weile, in der sie das so gehalten hatte sprang die Fessel auch tatsächlich auf.
Erleichtert rieb sich Mariko über das Handgelenk. Weniger, weil es ihr tatsächlich das Blut abgeschnürt worden war, sondern einfach, weil sie sich davon überzeugen wollte frei zu sein.
Sie lächelte und fiel Sonzu um den Hals. "Du bist trotzdem der beste.", versicherte sie, ohne in irgendeiner Weise lügen zu müssen.

Erleichtert steckte Sonzu die Nadel weg. Ihm waren gerade ernsthafte Zweifel gekommen, ob sie dieses Schloss noch knacken könnten. Er drückte Mariko einen Kuss auf die Stirn und zog sie auf die Beine. "Na dann los jetzt", meinte er, "So einen ungefähren Weg hab ich im Kopf, Genaues können wir unterwegs besprechen." Reisen tat er eh lieber spontan. Und Flüchten sowieso.

Mariko nickte. "Ist mir auch lieber so."
Sie schnallte sich den Rucksack vor dem Bauch zu und fragte sich, wie lange der wohl noch so schön flach bleiben würde. Dann jedoch verdrängte sie den Gedanken wieder. Jetzt war nicht die richte Zeit sich darüber Gedanken zu machen.

Es waren bereits mehrere Stunden vergangen, als Kaito sich von der Bar löste, um sich einen Weg durch die Menschenmenge vor ihm zu bahnen.
Torkelnd, verstand sich.
Er war betrunken, hatte die Hälfte seines Geldes ausgegeben und nebenbei beinahe eine Schlägerei angezettelt, doch das störte ihn nicht. All seine Probleme waren in den Hintergrund gerückt. Rokudo, Tokomi, Arisu, Mariko, das Kratzvieh...ja selbst Sonzu kümmerte ihn in diesem Augenblick reichlich wenig.
Kurz und knapp: Er fühlte sich absolut umwerfend.
Und jetzt würde er sich amüsieren.
Ein potenzielles Ziel war schnell gefunden. Schlank, groß, aüßerlich gar nicht mal so schlecht aussehend, wahrscheinlich etwas jünger als er und..blond. Verdammt was hatte er nur immer mit diesen Blonden?! Der Silberhaarige schüttelte den Kopf. Darüber konnte er sich später noch Gedanken machen. Jetzt galt erst einmal sich seiner 'Beute' zu nähern. Nur..eben auf seine Weise. Und die war gerade alles andere als elegant. Entgegen seines eigentlichen Plans stolperte Kaito, kippte nach vorne und krallte sich mehr reflexartig als gewollt an Hello fest, wobei dieser fast selbst zu Boden stürzte, es glücklicherweise jedoch gerade noch so verhindern konnte.
Doch anstatt sich bei dem Blonden zu entschuldigen, richtete sich Kaito -den überrascht-wütenden Blick seines Gegenübers ignorierend- wieder auf und lallte wenig später auch schon einfach drauflos: "Tja..ehm..Hallou erstmal. Ich würde ja gerne sagen, dass das gerade eben ein Versehen war und es mir leid tut, aber ich fürchte das wäre gelogen." Ein typisches Grinsen breitete sich auf Kaitos Gesicht aus, als sich der Blonde fluchend von ihm zu lösen versuchte, der Silberhaarige ihn jedoch fest an der Schulter packte, zurückhielt.
"Wieso denn so eilig? Stimmt etwas nicht? Leider ist mir etwas schwummrig, also hoffe ich doch es macht dir nichts aus, wenn ich mir das mit den Sternen in deinen Augen und so spare und gleich zur Sache komme: Küss mich."

Irritiert blickte der Mann zu Kaito. Das war doch jetzt nicht dessen Ernst? Er hatte hier zu tun verdammt! Er war nicht umsonst stundenlang in dieser drittklassigen Spelunke gehockt und hatte zugesehen, wie die anderen dich besauften. Und seine Zielperson hatte sich in genau diesem Moment aufgemacht und steuerte unbehelligt auf die Tür zu, während Hell sich mit dem Typen rumschlagen durfte. Seine Mundwinkel zuckte kurz hoch, halb genervt und halb amüsiert. "Also das ist ja mal die billigste Anmache, die ich je gehört habe, selbst von einem, der schon halb im Koma liegt. Aber sorry, ich steh nicht auf Kerle und habe gerade zu arbeiten. Sayonara", meinte er zu seinem unerwünschten Anhängsel und versuchte Kaito von sich zu schieben. In der Menge suchte er nach seiner Zielperson. Die ging gerade zur Tür raus. Gut, er brauchte nur schnell genug zu folgen. Doch zu seinem Verdruss liess der Störenfried ihn nicht los. Seine Finger krallten sich beinahe schon schmerzhaft in Hellos Arm. Der verzog das Gesicht. Das durfte doch nicht wahr sein!

"Halb im Koma? Mir geht's spitze!", erwiderte Kaito empört. Das würde er dem Typen jetzt auch beweisen. Nur ungleichmäßig begannen seine Iriden die Gestalt des falschen Sharingans anzunehmen, doch das reichte. "Wenn ich kurz einmal um deine Aufmerksamkeit bitten dürfte.." Mit einem kräftigen Ruck wandte er den Blonden zu sich um, ehe seine Hand in dessen Nacken schoss, ihn noch näher zu sich heranzog. Ein normaler Mensch in seinem Zustand hätte das wahrscheinlich nicht so schnell geschafft. Aber er war eben nicht normal. Kaito nutzte Hellos Überraschungsmoment schamlos aus, drang innerhalb weniger Augenblicke in dessen völlig unvorbereiteten Geist ein. Das Lächeln auf seinen Lippen wurde breiter.
"Du scheinst mich eben nicht richtig verstanden zu haben, aber keine Sorge ich wiederhole mich gerne noch einmal. Ich will dass du mich küsst. Jetzt."

Crystall saß auf einem Dach in der Nähe der Schenke und beobachtete dessen Eingang. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als ihre Zielperson durch die Tür nach draußen trat. Gut so, fehlte nur noch Hello. Doch der wollte einfach nicht auftauchen. Ungeduldig wechselte ihr Blick zwischen der Kneipe und ihrem, sich immer weiter entfernenden Ziel. ~Hello? Hey, unsere Zielperson macht gerade die Fliege, wo bleibst du?!~Verdammt der Blonde hatte doch ihr Opfer in eine Falle zu locken! Einen Moment wartete sie noch vergeblich auf eine Antwort ihres Teamkameradens, ehe sie sich von ihrem Posten erhob und zusammen mit Rej selbst die Verfolgung aufnahm. Was auch immer Hello gerade trieb, wegen dem würde diese Mission nicht scheitern!
Dafür würde sie schon sorgen!

Hellos Augen weiteten sich entsetzt, als Kaitos Geist wie ein Pfeil in seinen Kopf schoss und ihn an sich kettete. Einen Moment lange bäumte er sich wohl in einer natürlichen Abwehrreaktion gegen den Angriff auf, doch Hellos Bewusstsein nahm das schon gar nicht mehr war. Es gab noch ein grosses Wer, Wie, Wo, Was Wann?! in seinen Gedanken, ehe Kaitos Worte ihn erreichten und ihm plötzlich sonnenklar war, was Sache war: Er wollte den Typen da vor sich. Jetzt. Sofort.
Ehe er´s sich versah hatte er auch schon die Arme um Kaito geschlungen und ihre Lippen aufeinander gepresst. Und es fühlte sich irgendwie absolut richtig an. Hey, vielleicht entdeckte er hier ja gerade eine komplett neue Seite an sich. Er löste sich von Kaito und blickte dem etwas Grösseren in die dunklen Augen. "Wohnst du in der Gegend?" Er nämlich nicht. Und ins Hotel zu Cris? Neee.

Kaito kicherte leise, während er dem Blonden eine Strähne aus dem Gesicht strich. "Da hat's aber einer eilig, dafür dass er mich eben noch unbedingt loswerden wollte. Aber keine Sorge, ich bin dir nicht böse. Im Gegenteil! Weil ich gerade so gut drauf bin beantworte ich dir sogar deine Frage: Ja ich wohne hier irgendwo in der Gegend. Glaub' ich zumindest." Es war doch immer wieder amüsant zu sehen wie schnell Leute ihre Meinung änderten, wenn sich der Silberhaarige ein klitzekleines bisschen in ihren Geist einmischte. "Jedenfalls scheint heute dein Glückstag zu sein, denn ich habe dich dazu auserkoren den Abend mit mir zu verbringen." Bei seinen Worten stupste er frech Hellos Nase an, während er sich fragte, ob das Grinsen in seinem Gesicht überhaupt noch breiter werden konnte. "Alles was du dafür tun musst ist hier und jetzt zuzugeben, dass du schwul bist. Aber überzeugend, wenn ich bitten darf. Glaub mir das würde mich wirklich freuen." Hach, wenn man betrunken war, kamen einem aber auch wirklich witzige Verlangen und Ideen in den Kopf.

Etwas unsicher legte Hello den Kopf schief. Das wusste er doch noch gar nicht so recht. "War das eben nicht Beweis genug?"

"Um ehrlich zu sein. Nein.", erwiderte Kaito frech, zog aber gleich darauf einen Schmollmund. "Es sind doch nur drei kleine Wörtchen. Willst du mir wirklich eine Bitte abschlagen? Ich muss sagen du enttäuschst mich." Er seufzte. "Vielleicht sollte ich mir jemand anderen suchen..."

Hell hatte bereits damit begonnen, ihn Schritt für Schritt Richtung Ausgang zu ziehen und schüttelte beim letzten Satz den Kopf. "Kann schon sein, dass ich schwul bin. Werden wir herausfinden müssen..." Das kam für seine Verhältnisse den geforderten drei Worten gleich. Allerdings kannte der ihn nicht so gut. Und Hell ihn auch nicht, fiel ihm gerade auf. "Wie heisst du eigentlich?"

"Ja das werden wir wohl." Er grinste, während Hell ihn zur Tür hinauszog. "Wie ich heiße, willst du wissen?" Der Silberhaarige verbeugte sich kurz lachend, wobei er munter durch die Gegend torkelte. "Gestatten? Kaito Kobayashi. Wissenschaftler, Ninja und seit neustem single." Vielleicht quasselte er zu viel, doch das störte ihn nicht. Schnell war er Hell wieder auf die Pelle gerückt. "Und du bist...?"

Ach daher wehte der Wind. Und nun suchte die arme gepeinigte Seele wohl etwas Zerstreuung. "Nenn mich Helloween. Oder kürz es ab. Tun alle."

"Helloween..interessanter Name. Wie kürzt man den wohl ab? Helloween..Ween..Low..Hellow...nein warte, ich hab's! Hell!" Er lachte "Ich hab doch Recht oder? Ich muss sagen der Name gefällt mir." Ein wenig orientierungslos bog der Silberhaarige einfach mal in die nächstbeste Straße ab. Ihre Unterkunft war doch hier in der Nähe gewesen...Irgendwo zumindest.
Es dauerte eine ganze Weile bis Kaito schließlich tatsächlich das richtige Haus fand und dieses auch sogleich mit seinem Begleiter betrat, um auf sein Zimmer zuzusteuern. Dass er dabei möglicherweise gesehen wurde oder beinahe die Treppen runterfiel interessierte ihn nicht.
Am Ziel angekommen sperrte der Silberhaarige sogleich die Zimmertür hinter sich zu, warf Hell aufs Bett und folgte ihm wenig später, presste seine Lippen auf die des Blonden. Der fackelte nicht lange, sondern begann mit Belieben damit sich beide von ihrer ,in seinen Augen wohl absolut überflüssigen, Kleidung zu befreien. Währenddessen verewigte sich Kaito mit einem Knutschfleck an dessen Hals. Tja, dann würde er mal seinen Spaß haben.

Als Helloween am nächsten Morgen die Augen aufschlug, dachte er im ersten Moment einfach gar nichts. Und da war er auch ganz froh drüber, denn die Gedankenflut kam schnell genug. Wann zur Hölle war er eigentlich eingeschlafen? Das allein schien ihm schon vollkommen absurd, nach so einer Aktion schlief man doch nicht einfach ein. Und zu seinem Leidwesen erinnerte er sich recht klar an die letzte Nacht. War auch nicht besonders schwer, denn irgendwie tat ihm noch alles weh. Was war da jetzt eigentlich überhaupt genau passiert? Er war ziemlich sicher, letzte Nacht vergewaltigt worden zu sein. Andererseits hatte er mitgemacht. Hello war überzeugt, sich gut genug zu kennen um sagen zu können, dass er das niemals tun würde. Dieser Typ war ihm eindeutig noch eine Erklärung schuldig! Wo war der überhaupt? Suchend blickte Hell sich in dem Zimmer um. Er war allein. Allerdings konnte er von draussen Stimmen hören. Schön, die Türen waren also Schalldurchlässig...
Er verzog das Gesicht und kroch dann aus dem Bett, sammelte seine Kleider zusammen und verzog sich ins Bad. Dem Spiegel schenkte er ganz bewusst vorerst keinerlei Beachtung, der Dusche dafür umso mehr. Er liebte Wasser und so konnte er wenigstens schon mal ein paar Yen auf die Wasserrechnung von dem Blödmann setzen. Ein Wunder, dass der überhaupt vor ihm auf gewesen war, bei dem Kater, den der haben musste. Hatte er ihn zufällig mal nach dem Namen gefragt? Schon möglich. Hello kramte in seinem Gedächtnis und fand irgendwo den Namen Kaito aufblitzen. Das musste er sein. Da konnte Hell seinem guten Gedächtnis heute doch noch etwas Positives abgewinnen. Hussa.
Die ganze Dreiviertelstunde, die Hello unter der Dusche verbrachte, kehrte Kaito nicht zurück und auch nicht in der Zeit danach, die Helloween benötigte um sich die Haare zu machen - Föhn und Haargel hatte es zum Glück da - und sich über so ziemlich jeden vielsagenden dunklen Fleck an seinem Körper und besonders an seinem Hals aufzuregen. Und noch etwas fiel ihm auf, das ihm ganz und gar nicht passte: Seine Halsketten waren weg. Allesamt. Und im Zimmer hatte er sie vorhin auch nicht gesehen. Das alles addierte sich langsam zu einer äusserst gefährlichen Summe.
Zurück im Schlafzimmer musste er erst mal die Nase rümpfen. Hier musste dringend gelüftet werden. Allerdings stellte Hello fest, dass das Fenster abgeschlossen und sogar vergittert war. Diebstahlschutz? Hm... Schick genug sah das Zimmer dafür zwar aus, aber... Beunruhigt ging Hello zur Zimmertür und stellte recht erleichtert fest, dass diese unverschlossen war. Allerdings zögerte er kurz. Er trug seinen Waffengürtel noch nicht. Brauchte er den, um den Typen angemessen zu verdreschen? Auf den ersten Blick hätte er nein gesagt, andererseits hatte Kaito ihn gestern Abend ohne grosse Mühe ziemlich erfolgreich manipuliert. Schlussendlich entschied er sich dann doch dagegen. Zur Not würde sich schon etwas Wasser auftreiben lassen, mit dem er ihm einheizen konnte.
Als er aus dem Zimmer und die ersten Stufen der Treppe hinunter trat, verstummte das Gespräch und die Blicke der Anwesenden richteten sich allesamt auf ihn. Hello hätte gerne jedem persönlich eine verpasst und sich anschliessend sofort wieder verzogen, befahl sich aber, Ruhe zu bewahren. Er zählte drei Leute, zwei Männer und ein Mädchen, Kaito war nicht mal da. Oh, wenn er den in die Finger bekam...
Gespenstische Stille umfing ihn, während er die gebogene Treppe hinunter ging, etwas, was er sonst ganz angenehm, in dem Fall aber äusserst lästig fand. Aus einem angrenzenden Raum hörte er Schritte. Kaito vielleicht? Na hoffentlich. Er wollte, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, an der Versammlung vorbei gehen, blieb aber stehen, als sich jemand dezent räusperte. Mit düsterem Blick drehte er sich um. „Was?“
„Angenehme Nacht gehabt?“, kam die Gegenfrage ausgerechnet von dem Mädchen, das das Kinn in eine blasse Hand stützte und ihn offen anlächelte.
Jetzt war er aber wirklich kurz vorm Explodieren. „Ach haltet bloss alle die Fresse!“, zischte er.

Tokomi musste sich ein Kichern verkneifen. Kaito hatte ja nicht viel gesagt, aber schon als der Fremde auf die Treppe getreten war, war klar gewesen, dass er eindeutig den Falschen erwischt hatte. Das würde ein Spass werden, sobald Kaito hier wieder aufkreuzte.

Rokudo grinste dreckig und lehnte sich interessiert vor, ließ den Laptop, der sich in den letzten Tagen partout nicht aus seiner Nähe entfernen hatte lassen, ausnahmsweie außer Acht.
Herrlich, das sah verdammt spannend aus. Und ihm war - wie konnte es auch anders sein - langweilig.
Zwar beschäftigte er sich mit ihren Flüchtlingen, aber wenn er gerade selbst hinter keinem her war, dann war ihm trotzdem langweilig.
"Nicht so unhöflich. So schlimm kann es ja nicht gewesen sein. Leise wart ihr ja nicht gerade", feixte er.
Er war gerne gemein. Hier besonders. Es war ganz einfach so erheiternd.

Wenig später kam auch schon ein ziemlich verkaterter Kaito aus der Küche angeschlürft und blieb in der Tür stehen, die geliebte Kaffeetasse in der Hand. Hello nahm er erst gar nicht wahr, sondern rieb sich mit der freien Hand die Schläfen. Gott dröhnte ihm der Schädel. Konnte ihm denn verdammt nochmal hier niemand etwas gegen Kopfschmerzen geben?!

Okay, ganz ruhig, jetzt nur nicht explodieren. Was hatte der nette Schulpsychologe immer gesagt...? Momentchen.. da war Kaito ja! Scheiss auf den Psychologen, der konnte was erleben!
Die anderen drei nicht weiter beachtend stiefelte Hell auf Kaito zu, entwand ihm ohne grosse Mühe die Kaffeetasse und schleuderte ihm den heissen Inhalt ins Gesicht. Seine Faust schickte er gleich noch hinterher. "Was fällt dir eigentlich ein, hä? Ich bin doch keine Prostituierte, die man einfach mitschleppen kann! Wie krank muss man eigentlich sein?!"

Überrascht sah Kaito auf, als ein ziemlich finster dreinschauender Hello auf ihn zugestapft kam. Den hatte er ja ganz vergessen. "Du bist ja noch da, sag nur.." Ein entsetzter Aufschrei folgte als der Silberhaarige die volle Ladung Kaffee abbekam, ehe er vom Schlag getroffen nach hinten torkelte und beinahe den Boden unter den Füßen verlor. "Verdammt nochmal, was sollte das denn gerade?!", fauchte der Silberhaarige, während er spürte, dass bereits nicht wenige Brandblasen auf seiner Haut auftauchten. Also so hatte er sich das ganze jetzt definitiv nicht vorgestellt. Als hätte er nicht schon genug Kopfschmerzen...jetzt hatte er auch noch irgendeinen dahergelaufenen, wütenden Blondi am Hals, der wie viele vor ihm scheinbar irgendeine eine Erklärung von ihm haben wollte! Nein also auf irgendwelche Erklärungen hatte der Silberhaarige jetzt definitiv keinen Bock. Diese Aktion von eben würde Kaito jedenfalls nicht ungestraft lassen. Prompt hatte sich Hello einen Gegenschlag eingefangen. "Jetzt beruhig dich mal! Ich weiß gar nicht, wieso du dich so aufregst! Dir hat es gestern immerhin doch auch gefallen und versuch gar nicht erst das zu leugnen, geschweigedenn auf mich zu schieben. Außerdem kann ich ja wohl nichts dafür, wenn du deinen Geist so ungeschützt lässt, dass sogar ein Betrunkener ein Leichtes daran hat ihn zu manipulieren. Tu mir einfach nur einen Gefallen und spiel dich hier deswegen nicht so auf. Was passiert ist, ist passiert und das lässt sich auch nicht mehr rückgängig machen. Die Tür ist übrigens dort hinten, wenn du sie suchst."

Er spielte sich auf?! Aber sonst gings dem gut, ja? Ah nein, eben nicht, da war was. Und beruhigen sollte er sich auch noch? Er hatte noch gar nicht richtig losgelegt! Zumal Kaito ihn gerade als Vollidiot und blutigen Anfänger hingestellt hatte. "Halt mich hier bloss nicht zum Narren!", knurrte er drohend. Im nächsten Moment zog sich die Flüssigkeit auf Kaitos Gesicht zu einer deckenden Fläche zusammen und schnürte dem Silberhaarigen die Luftzufuhr ab, zersprang allerdings im nächsten Moment wieder, als Hellos Arm von einem stechenden Schmerz durchzuckt und er einige Schritte von Kaito weg gezerrt wurde. Tokomi stand hinter ihm und hielt ihn am Kragen fest, in der freien Hand knisterte es warnend. Er hatte die Gefahr erkannt. "Ich rate dir ebenfalls, dich zu beruhigen, wir wollen hier doch keine Toten! Kaito, vielleicht solltest du dir deine Opfer in Zukunft in etwas weniger zwielichtigen Clubs suchen. Und was ist jetzt eigentlich mit Sonzu? Dem hast du doch ewige Treue geschworen."

Okay mit so einer Aktion hatte er nun ebenfalls nicht gerechnet. Kaito begann überrascht von der zuvor plötzlichen Luftknappheit zu husten, ehe er auch schon die zurückgewonnene Atemmöglichkeit nutzte und tief die Luft einsog, während er Tokomi einen mehr oder weniger dankbaren Blick zuwarf. Da war wohl jemand doch kein so schwacher Anfänger in Sachen Chakra und dem ganzen Kram, wie am Abend zuvor angenommen. Hello erntete noch einen genervten, aber mahnenden Blick, ehe der Silberhaarige sich einfach abwandte und auf die Treppe zuschlürfte. Er hatte so früh am Morgen einfach keine Lust auf dieses ach so bekannte übliche Theater, erstrecht nicht, wenn er dabei noch Schläge oder sonstiges einzustecken hatte. Sollte sich Tokomi jetzt gefälligst um den wütenden Kerl in ihrem Eingangsbereich kümmern. Dank dem brauchte Kaito jetzt nämlich erstmal ein neues Hemd und zusätzlich -so wie er sich schon den ganzen Morgen fühlte- eine ordentliche Überdosis an Kopfwehtabletten. Tokomis Worte im Bezug auf Sonzu kommentierte Kaito dabei mit einem unverständlichen Brummen.

"Bastard!", knurrte Hell und versuchte sich von Tokomi loszureissen, spürte jedoch im nächsten Moment eine Hand im Nacken, einen Schlag und dann gar nichts mehr. Für einen entsetzlichen Augenblick setzten selbst Atmung und Herzschlag aus, während das Zimmer sich um ihn drehte und er sich gleich darauf im Atem ringend auf dem Boden wiederfand. Jedenfalls vermutete er das, der Perspektive nach zu urteilen. Dem Gefühl nach hätte er genausogut im Nichts schweben können.
"Grossartig und was sollen wir jetzt mit dem? Ist eigentlich ja Kaitos Problem. Oder steht der zufällig auf deiner 'Leute-die-mich-genervt-haben'-Liste, Rokudo?", hörte er die Stimme des Blonden, der ihn festgehalten hatte.

Abschätzend betrachtete Rokudo den jungen Burschen. "Hm...", murmelte er und legte seinen Laptop zur Seite, um aufzustehen und sich Hello zu nähern und ihn etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
"Eigentlich habe ich ihn nicht in Erinnerung. Glück für ihn", meinte er und stubste den Burschen an. "Kann der Kleine uns noch hören?", fragte er Tokomi, anstatt dessen Frage wirklich zu beantworten.
Er musste sich noch überlegen, was er mit dem hier machte. In der Wüste aussetzten zum Beispiel...oder einfach laufen lassen. Vielleicht.