Aka

Sonzu gab den Widerstand schliesslich auf und liess seufzend den Kopf hängen.
"Weisst du was? Ich hab mir das Ganze nochmal überlegt... kann ich meine Freunde einfach nach Hause schicken und du lässt sie in Ruhe, wenn ich dafür ganz brav bei dir bin?"

"Also, du kannst deine Freunde gerne nach Hause schicken und brav bei mir sein, aber in Ruhe lassen werde ich sie trotzem nicht", meinte der Eiskünster spöttisch.
"Warum, wird es euch etwa schon zu viel?"

Ebenso spöttisch zog Sonzu die Mundwinkel hoch. "Das glaubst du doch wohl selber nicht, ansonsten hättest du nicht angefangen hier zu spielen."

"Hm, das ist wohl richtig. Aber es könnte ja sein, dass ihr die Nerven ziemlich schnell wegwerft. Wennn ich nur dasran denke, wie nervös ihr alle wart, als ich mich nicht gemeldet habe...", sinnierte er.

"Natürlich. Wir hatten unseren Zug ja schliesslich bereits gemacht, wenn du's so nennen willst."

Spöttisch lächelte der Dunkelhaarige
"Und da darf ich mir keine Bedenkzeit nehmen? Wie unhöflich von euch..."

"Anfänger sind in den meisten Spielen unhöflich. Besonders wenn ihnen keiner die Regeln erklärt. Aber du könntest das jetzt gerne nachholen."

"Du hast recht. Nun ich entschuldige mich in aller Form für dieses Versäumnis. Die Wichtigsten Grundzüge werde ich dir erklären. Eigentlich ist es ja nur eine einzige Regel:", meinte er mit einem kleinen fiesen Lächeln.
"Ich darf machen was ich will und ihr könnt rein gar nichts dagegen tun.
Ich hoffe das war verständlich genug für dich"

"Krank", murmelte Sonzu, "du bist doch einfach nur krank." Da gingen ihm einfach die Argumente aus. "wie kann man nur zu so einem Monster werden?"

Rokudo lachte auf. Krank? Vielleicht.... - nein, er war krank. Aber krank sein war toll. Wahnsinn fühlte sich so unglaublich gut an. Aber das würden sie nie verstehen.
Normal denkende hatten keine Ahnung davon, was Willkür für ein Hochgefühl auslösen konnte. Hatten keine Ahnung das Willkür gleich Macht war. Ob Macht über Menschen, Tiere, Energien oder unbelebte dinge war völlig gleich, nur, dass das eine schreien konnte und das andere nicht.
"Wie ich zu dem Geworden bin, der ich heute bin? Junge, Junge du stellst vielleicht Fragen..."
Er schmunzelte und lehnte sich gegen die Wand.
"Bedauerlicher Weise, weiß ich es nicht mehr, wer oder was mich zu dem gemacht hat, das ich nun bin"
Er erzählte keine Lügen. Er hatte wirklich eine Art Amnesie. Er erinnerte sich nur an Schmerzen, ungeheure Schmerzen, die ihn vermutlich gebrochen hatten.
Und er hütete sich, weiter nachzuwühlen. Er wollte diesen Schmerz nicht noch einmal erleben. Er wollte ihn nie wieder erleben, um genau zu sein.
Eigentlich wollte er auch nicht daran erinnert werden.

"Nun..." Sonzu hob den Kopf und blickte Rokudo vielsagend an. "Das liesse sich bestimmt herausfinden."
Noch ehe Rokudo reagieren konnte, schoss Sonzu vor und durchbrach die unvorbereitete Barriere seines Gegners beinahe mühelos. Tief grub er sich in Rokudos Gedanken ein, die ihm allerdings noch wirrer schienen, als die von Riku damals.
Er wollte diese Ebene von Rokudos Geist so schnell wie möglich hinter sich lassen. Die Erinnerungen kamen gleich danach.

Ein ersticktes Keuchen drang aus Rokudos Kehle und er kniff die Augen zusammen. Er hatte nicht erwartet, dass Sonzu etwas so blödsinniges wagen würde.
Aber ob blödsinnig oder nicht, es schien zu klappen.
Mühsam blinzelte der Eiskünstler und verlegte sich selbst dann ebenfalls auf der Innere Schlachtfeld. Auf dieser Ebene war die Verteidigung zwecklos, also musste er an der Grenze zu seinen Erinnerungen warten.
"Raus hier, aber dalli", knurrte er wütend.

"Nicht in dem Ton!"
Für einen Moment schaffte Sonzu es, im Sturm von Rokudos Gedanken unterzutauchen, doch als die erste Verwirrung vorüber war, fixierten die sich auf ihn. Doch er war nicht mehr allzu weit von der schwachen Grenzlinie, die die Ebenen des Geistes teilten entfernt.
Dennoch wollte das nichts bedeuten. Denn um zu finden, was er suchte, musste er in den tief verborgenen Erinnerungen Rokudos herumbohren. Die zu finden war das Eine. Dann verliefen das Leben und seine Erinnerungen auch noch im Kreis, doch bei manchen Menschen war es links- bei anderen rechtsherum.
Noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, traf er auf die Grenze, wo Rokudo ihn allerdings bereits erwartete.

"So? Dann vielleicht in dem: Verpiss dich!"
Ein fester, glatter Schutzwall versperrte Rokudo den Weg. Eigentlich könnte er die Konfrontation auch auch auf eine weniger gefährliche Ebene verlegen, eine leere, wo es für Sonzu nichts zu holen gab. Aber das konnte er jetzt nicht mehr riskieren.

"Du hast Angst!", stellte Sonzu dreist grinsend fest. "In der Defensive bist du nicht halb so stark wie in der Offensive!"
Sonzus Erscheinung wurde durchsichtig, beinahe verschwand sie, doch dann begann der Blonde von Innen heraus zu glühen. Weisses Licht sammelte sich um ihn.

Sonzu hatte Recht, erkannte Rokudo. Die Offensive war sein bevorzugtes Gebiet, auch deswegen, weil es nur wenige schaffte, ihn überhaupt in die Offensive zu drängen.
War zur Hölle tat er hier eigentlich?
Der geistige Kampf war nicht wirklich sein gebiet, was wollte er hier eigentlich?
Wenn man in einem anderen Geist war, war der eigene Körper ohne Führung. Den Schmerz spürte man aber trotzdem.
"Und du nervst", gab er patzig zurück und verschwand aus der Unterhaltung und ließ einen zunächst verdutzten Sonzu zurück. Doch noch ehe dieser seine Verwirrung überwinden konnte, drängte Rokudo die Kopfschmerzen zurück und versetzte dem Blonden eine Faustschlag, der den wieder in die Realität zurückbrachte.

"Verfluchter...Mistkerl", knurrte Sonzu leicht verzerrt. Er schmeckte Blut in seinem Mund. Verächtlich spuckte er es aus und wollte sich über die Lippen wischen, allerdings nur um unter Kettenrasseln festzustellen, dass er das nicht konnte.
-Na grossartig.-

"Herzlichen Dank.", gab Rokudo giftig zurück. Jetzt hatte er rasende Kopfschmerzen.
"Mach das lieber nie wieder"

"Warum nicht? Ich hätte doch jetzt zu gerne noch was anderes ausprobiert..."

"Wirst du aber nicht", meinte Rokudo bestimmt und trat einen Schritt zurück.
"Du willst nämlich nicht wissen, wie es dir und allen anderen ergeht, wenn du mich ernsthaft wütend machst"
Lange würde es nicht mehr dauern, dann würden sie Tenshi finden. Und die Katze stand mit seinem Geist in enger Verbindung.
So konnte er sie auf falsche Spuren führen, in eine Falle locken. Er würde wieder machen was er wollte. DIe Vorraussetzung war natürlich, auch Erfolge zu verbuchen.

"Wir werden dich aber noch ernsthaft wütend machen. Schon alleine deshalb, weil du niemals alle von uns kriegen wirst."

"Ich schätze Mal, du wirst erst vom Gegenteil überzeugt sein, wenn alle anderen außer dir 2 Meter unter der Erde sind, nicht war?", merkte der Eiskünstler an.

"Das ist doch jetzt nicht dein Ernst", rutschte es Sonzu heraus, obwohl er ja eigentlich wusste, dass Rokudo sowas nicht einfach nur daher sagte.
Der wollte ihn wirklich bis zum Ende hilflos zusehen lassen?

"Nein, du hast Recht. Ich mag Begräbnisse nicht. Einäscherungen sind viel besser", meinte Rokudo breit grinsend und erfreute sich an dem Gesicht seines Gefangenen.
Tja, jetzt bereute er das von vorhin bestimmt schon.

Sonzu verzog das Gesicht. "Schön für dich. Würdest du jetzt bitte mein tolles neues Zimmer verlassen?" Er hatte keine Lust mehr, sich mit dem Irren zu streiten.

"Ach, ist der werte Herr meiner Gesellschaft überflüssig?"
Rokudo schmuinzelte und wandte sich zum Gehen. "Na dann werde ich dich mal alleine lassen", meinte er und schloss die Tür hinter sich, schob den Riegel vor und sperrte ab.