Aka

Der Silberhaarige runzelte die Stirn. "Ich könnte euch natürlich unauffällig folgen und zuschlagen, wenn es angebracht ist, oder den Geist von Mariko oder dieser Katze manipulieren. Es könnte aber sein, dass Sonzu davon Wind bekommt. Schließlich ist der nicht auf den Kopf gefallen und kennt sich auf dem Gebiet recht gut aus. Wenn wir Glück haben merkt er es auf den ersten Blick vielleicht nicht, später aber bestimmt. Natürlich könnte das ganze auch spontan geschehen, kurz vor Ende der Übergabe zum Beispiel."

"Ich weiss nicht, wie weit er Leute wahrnehmen kann. Andererseits... was will er tun, wenn ich nicht alleine komme? Er kann ja schlecht sagen, dass er Rokudo behält, dann bekommt er Mariko nämlich auch nicht." Das wusste Sonzu bestimmt auch. Tokomi rümpfte die Nase. Warum wurde er eigentlich dauernd unterschätzt und von allen als total dämlich abgestempelt?

Kaito nickte. "Da hast du wohl Recht." Würde das jetzt bedeuten, dass er ohne weiteres mitspazieren könnte? Irgendwie erschien ihm das doch etwas heikel, schließlich ging es hier um Rokudo. Andererseits hatte Sonzu wirklich wenig zu bieten, wenn es zu einer Auseinandersetzung kommen sollte. Um Mariko würde er sich dann einfach kümmern. "Ich komme mit.", meinte er dann. Sollte sich doch jemand beschweren. Sein Blick fiel auf Tokomi, welcher in seinen Augen eher einem begossenen Pudel ähnelte. "Wenn du nicht unbedingt in nassen Klamotten durch den Schnee stapfen willst kann ich dir auch was von mir geben. wir sollten ungefähr die gleiche Größe haben.", meinte er. Er war fies, ja, aber kein Unmensch. Und außerdem nutzte es ihnen gar nichts, wenn der Blonde krank werden sollte.

Tokomi dankte ihm murmelnd und machte sich dann auf in Kaitos Zimmer. Auch er hatte keinerlei Interesse daran, jetzt auch noch krank zu werden.
"Ich will auch mit", beschwerte sich Arisu unterdessen bei Kaito.

"Ich glaube nicht, dass du eine besonders große Hilfe wärst." , meinte Kaito. "Andererseits ist es relativ egal, ob du nun mtkommst oder nicht, solange du mir nur kein Klotz am Bein bist oder irgendeinen Unsinn anstellst." Er konnte die Silberhaarige und ihre möglichen Taten nicht wirklich gut einschätzen, was den Blauäugigen doch ein wenig beunruhigte.

Arisu wiegte nachdenklich den Kopf. "Was zählst du in dem Fall als Unsinn?"

"Nunja..beispielsweise, dass du etwas unüberlegtes tust, wie einfach drauf los rennen. Schließlich hast du auch noch eine Rechnung mit Sonzu offen. Und er hat deinen "großen Bruder" in seiner Hand, was ihn nciht gerade sympathischer für dich machen sollte." Er überlegte kurz. "Ich glaube am Besten mischst du dich überhaupt nicht ein."

"Hmmm...", machte Arisu. "Ich will doch auch gar nichts böses tun..."
"Lass sie hier!", schallte da Tokomis Stimme von oben herab. Kaitos Zimmer war gerade an der Treppe, sodass der Blonde recht gut hörte, was unten vor sich ging, zumal er die Tür offen gelassen hatte. Eine halbe Minute später kam er dann auch fertig umgezogen wieder hinunter. Arisu erwartete ihn bereits mit verschränkten Armen und trotzigem Blick. "Und wieso, wenn ich fragen darf?", fragte sie spitz. "Wenn irgendwas schief läuft wird Rokudo ewig sauer auf die sein, die es versaut haben, also auf uns. Das Risiko willst du nicht eingehen. Wenn dein Onii-san wütend auf dich wird, hast du nichts mehr zu lachen, glaub mir." Die beiden starrten sich noch einen Moment lang herausfordernd an, dann gab Arisu nach und wandte sich wortlos ab. Tokomi war zufrieden. Er wollte Arisu nicht dabei haben. Sie war ihm nicht geheuer.

Kaito seufzte, nickte dann aber Tokomi zu. Es war doch sicherer, wenn sie Arisu da völlig raushielten. Außerdem wollte er sich nun wirklich nicht Rokudos Groll einfangen. Kurz musterte er Tokomi. Die Kleider passten und er sah darin auch gar nicht mal so schlecht aus. Gut. "Wann machen wir uns auf dem Weg?", fragte er dann mit einem Blick auf die Uhr, welche über dem Tresen des Gasthauses hing.

"So spät wie möglich, ich will da nicht auch noch warten müssen, während die Katze mir die Ohren volljault." Er hatte Kaitos musternden Blick durchaus bemerkt und innerlich geseufzt, da er um Kaitos Vorliebe wusste. "Brauchst mich gar nicht so anzusehen, erober dir doch deinen Sonzu zurück", brummte er deshalb auch, als er sich neben Kaito setzte.

Kaito winkte abwertend mit der Hand. "Keine Sorge. Ich stehe nicht auf Bakas wie dich. Und was Sonzu angeht..das geht dich überhaupt nichts an.", brummte er. Ja, der Silberhaarige war missgelaunt, na und? Er wartete eben nicht gerne. Da sank die Laune schon mal in den Keller. Erstrecht bei der Aussicht noch länger warten zu müssen. Und nur weil Tokomi einen recht passablen Körper und ne gute Ausstrahlung an den Tag legte war er noch lange nicht Kaitos Typ. Hmpf.

"Das interessiert mich auch nicht. Wär ja noch schöner." Er warf einen Blick au die Uhr. Sie hatten noch eine gute halbe Stunde. Na grossartig. Was taten sie denn bis dahin? Die Schriftrolle, nach der er gesucht hatte, war ja bei Rokudo gewesen, also folglich jetzt wieder bei Sonzu. "Glaubst du, Rokudo lässt mich nach der Sache hier mal eben für ein Weilchen verschwinden?", fragte er Kaito nachdenklich. Er war schliesslich noch jemandem einen Besuch schuldig, den er nur zu gerne machen würde.

"Keine Ahnung. Du kannst ihn ja fragen, wenn er wieder heil bei uns ist.", meinte Kaito. Solange Rokudo nicht vorhatte sein Spiel in Windeseile voranzubringen oder Sonzu hinterherzujagen standen die Chancen jedoch recht gut. "Wieso?"

"Hisui", antwortete Tokomi. "Ich habs ihr doch versprochen nach der Sache mit Riku. Ist jetzt auch schon wieder fast zwei Wochen her."

"Das Pferd, ich erinnere mich. Frauen mögen warten nicht besonders, aber das weißt du sicherlich." Er auch nicht. Aber das war ja auch etwas ganz anderes. "Wenn du Glück hast lässt dich Rokudo gleich morgen früh weg. Vorrausgesetzt du baust keinen Mist."

Tokomi klatschte Kaito eine an den Hinterkopf. "Kirin. K-i-r-i-n! So schwer kann das doch gar nicht sein, selbst für dich!", brummte Tokomi. "Ernsthaft, ich meins nur gut mit dir. Nenn sie einmal Pferd in ihrer Gegenwart und dann Gnade dir Gott..."

"Dann eben Kirin. Ist doch eh alles das Gleiche.", brummte Kaito und entfernte sich sicherheitshalber einige Schritte von Tokomi. Hisui sah einem Pferd eben -bs auf die Schuppen und das Horn- verdammt ähnlich.

"Du hast sowas von absolut keine Ahnung von gar nichts und bist zudem auch noch unbelehrbar. Aber ich bin der Baka. Ja klar", brummte Tokomi und sah auf die Uhr. Die Zeit verging quälend langsam, aber immerhin verging sie. Schliesslich beschloss Tokomi, dass er die beiden jetzt holen ging. Er teilte Kaito mit, dass er sich fertig machen sollte und ging hoch. Als er die Tür öffnete, rechnete er schon fast damit, dass ihm die Katze ins Gesicht springen würde. Allerdings trat seine Befürchtung nicht ein. Tenshi hockte am anderen Ende des Raumes bei Mariko.

"Nettes Andenken, dass du da von Tenshi hast", spöttelte Mariko. Sie spottete nicht, weil sie nun die Gewissheit hatte, dass sie freikommen würde, sie spottete, weil sie sich auch in den letztn Tagen nicht anders verhalten hatte.

Sie war wieder putzmunter, stellte Tokomi fest. Ja, sie hatte ihn auch die letzten Tage hindurch ausgelacht, war aber seit seiner Erinnerung, wer hier eigentlich wessen Gefangener war, verhältnismässig brav und und eher etwas kleinlaut gewesen. "Ja, wirklich nett. Zu schade, dass unsere gemeinsame Zeit so abrupt zu Ende gehen muss." Er trat zu ihr rüber und machte sie vom Heizkörper los. "Du brauchst keine Jacke, oder? Achwas, warum frag ich überhaupt." Er nahm sich das Ende der Kette und wickelte es um seine Hand. Das Szenario kam ihm bekannt vor.

Mariko rappelte sich auf. Nicht gerade eine einfache Übung, wenn man seit Tagen an dieser einen Stelle hockte. Wirklich nicht leicht.
Sie schnaubte.
Tenshi machte es sich wieder in den Haaren Tokomis bequem. "Ich hab da aber was dagegen", murrte sie.

"Ja, das tut mir jetzt aber leid", antwortete Tokomi auf Tenshis Kommentar. "Sie rennt ja nicht im T-Shirt rum, oder? Das wird sie für die halbe Stunde schon aushalten. Und Sonzu kann ja dann den Gentleman spielen. Kaito, kommst du?", rief er den Silberhaarigen und war auch schon zur Tür raus.

"Kommt der etwa mit?", fauchte Tenshi und fuhr ärgerlich die Krallen aus.
Sonzu hatte gesagt keine Begleitpersonen, basta. Und sie würde da nicht die Klappe halten, das konnte Tokomi vergessen.
Sie war keine 08/15 Katze, das musste Tokomi in seinen Schädel bekommen.

"Ne, der hat nur was in derselben Richtung zu erledigen. Ist auf dem Weg zu seiner grossen Liebe, müsst ihr wissen. Die Bordelle der Stadt haben endlich wieder Arbeit bekommen." Gelogen war nur der erste Satz. Glaubte Tokomi zumindest. Was den letzten anging, das wusste er nicht. Er selber konnte sich sowas nicht leisten.

"Hm."
So ganz traute Tenshi ihm nicht. "Und das konnte er nicht in der Zeit machen, in der wir hier herumgehockt sind?", murrte sie.
Naja, im Notfall kratzte sie Tokomi eben die Augen heraus. Der schien ihre Position auif seinem Kopf etwas zu unterschäzten.

"Er hat einen Termin, genau wie ich. Sonzu ist selber schuld, wenn er uns zu den Stosszeiten dahin bestellt." Wobei das nicht so ganz stimmte. Es waren nur die Stosszeiten für Heimlichtuereien, nicht für den Alltagskram.