Aka

"Ich habe lediglich versucht ihn umzubringen", knurrte Mariko. Scheiße, warum hatte der auch unbedingt so einen verdammt schlechten Schlaf haben müssen? Das war unfair! Sie erwiederte Arisus neugierigen Blick.
Sie hatte keine Lust wegzugucken.
Rokudo betrachtete die Blonde unwillig. "Warum sollte ich mir das denn antun?"

"Weil", knurrte Tokomi und verschwand aus der Tür in sein Zimmer. Wo blieb Rokudos blöde Mordkreativität? Je länger er wartete, desto höher wurde die Wahrscheinlichkeit, dass Mariko und Sonzu sich irgendwas ausdachten.

~Ach lass mich doch in Ruhe.~ brummte Kaito Tokomi auf dessen Mitteilung missgelaunt entgegen. Es war eben etwas schwieriger irgendwelche Schreie Personen zuzuordnen, wenn man 5 Sekunden vorher noch im Bett gelegen hatte! Und wenn man dann auch noch ein so eingefleischter Morgenmuffel wie Kaito war, war das Ganze sogar eine wahre Herausforderung!
Grummelnd raufte sich der Blauäugige durch die Haare. Da konnte man einmal ausschlafen und wurde doch aus dem Bett geworfen. Er beschloss nächstes Mal nicht mehr nachzufragen, sondern sich einfach umzudrehen und weiterzuschlafen. Und wenn es dann Tokomi war, der in Schwierigkeiten steckte. War doch nicht sein Problem!
Er seufzte und wandte sich wieder an Sonzu, um ihm seine Eisnchätzung der Situation mitzuteilen. "Hmm..Scheint mir als hätte deine Freundin einen Anschlag auf Tokomi gestartet, nur um ihn dann -unglücklicherweise- ordentlich in den Sand zu setzen und selbst eins auf die Mütze zu kriegen."
Ja, der Silberhaarige war in diesem Moment nicht gerade der idealste Gesprächspartner. Auch nicht der freundlichste. Er mochte es eben nicht, wenn man ihn einfach so unsanft und vor allem grundlos weckte. Konnte wer sagen, was er wollte, aber da wurde der Silberhaarige eben auch mal für eine kurze Zeit zickig.
Er seufzte, während er sich die vom Aufprall schmerzenden Schläfen rieb.
"Jetzt brauch' ich erstmal 'nen gescheiten Kaffee."

Wunderbar. Dann musste Kaito die Tür aufmachen, schliesslich hatten sie keine Kaffeemaschine im Zimmer. Und Sonzu wollte jetzt da raus und nachsehen, was genau passiert war.

Rokudo seufzte. "Arisu, dann kümmere dich halt du um sie", brummelte er und ließ sich dann wieder zurück ins Bett sinken, in dem er gerade lag.
Er hatte wichtigeres zu tun. Immerhin hatte er ja auch noch verschiedene Jobs, die er in letzter Zeit sträflich vernachlässigt hatte. Sein E-mail Konto quoll über vor Nachrichten, was er doch zu erledigen hatte. Und er war sich sicher, dass die, die weniger fortschrittliche Methoden benutzten ihn einen ganzen Käftig voller Vögel geschickte hatten. Sprich: Er hatte wirklich besseres zu tun.
Tokomi sollte sich mal nicht so aufspielen.

Fehlte nur noch den Schlüssel.
Den trug Kaito seit Sonzus 'Gesellschaft' immer vorsorglich bei sich. Er vertraute dem Blonden ja...nur eben nicht einhundertprozentig. Erstrecht nicht, wenn es um die Möglichkeit einer Flucht ging.
Ohne Eile kramte Kaito den Schlüssel heraus und lief währenddessen zu der gegenüberliegenden Zimmerwand, wo er sich neben dem Schreibtisch duckte, um seine zuvor erspähte Tasche aufzuheben. Die gehörte jetzt gefälligst wieder an seinen Gürtel und nach dem Schreck von eben würde die dort auch nicht mehr so schnell wegkommen. Seufzend richtete er sich wieder auf und streckte die müden Glieder, ehe er für einen Moment erstarrte, als sein Blick auf den Schreibtisch fiel.
"Sag mal Sonzu...", murmelte der Silberhaarige, während er nun einen ganz bestimmten Ordner musterte neben dem ein unscheinbarer Papierfetzen lag. "Warst du an meinen Sachen?"
Kaitos Blick verfinsterte sich, während er sich zu dem Blonden umwandte. Das winzige Papierchen hatte er ursprünglich mehr aus Spaß als eine Art 'Sicherung' in seinen Unterlagen versteckt. Er hätte nicht gedacht, dass Sonzu gleich all seine Sachen unter- oder gar durchsuchte. Natürlich konnte er nicht erwarten, dass der Blonde die ganze Zeit nur rumsaß und nichts tat, aber von seinen Unterlagen hatte er sich gefälligst fern zu halten!

Sonzus Blick glitt zu Kaitos Unterlagen, ehe er die Schultern zuckte. "Scharf beobachtet Kaito, wirklich... Naja wenn du sie schon so schön offen liegen lässt und ich nichts anderes zu tun habe, was erwartest du?"

Mit wenigen Schritten hatte Kaito den Raum durchquert und Sonzu gegen die nächstbeste Zimmerwand gedrückt. "Jetzt hör mir mal gut zu Sonzuleinchen. Ich verstehe ja, dass du dich während meiner Abwesenheit langweilst, aber diese Unterlagen gehen dich nichts an! Ich würde dir wirklich empfehlen in Zukunft die Finger davon zu lassen, wenn du nicht noch tiefer in der Scheiße stecken willst, verstanden?" Die Stimme des Silberhaarigen klang kalt und ernst, doch dahinter versteckte sich auch ein wenig Sorge. Kaito sprach nicht gerne in diesem Ton mit dem Blonden, aber er wusste, dass zu viele interne Kenntnisse nicht gerade zur Verlängerung von dessen Leben beitrugen. Erstrecht nicht, wenn es sich hierbei um Kenntnisse über Rokudo handelte.

"Als ob es mich jemals interessiert hätte, in wessen Angelegenheiten ich nun meine Nase zu stecken habe und in welche nicht. Ausserdem kannst du froh sein, dass ich die Zeit nicht genutzt habe, um mich zu regenerieren", antwortete Sonzu relativ unbeeindruckt. Viel schlimmer konnte es momentan ohnehin nicht kommen, Rokudo hatte sie schliesslich bereits in seiner Hand. Sonzus Blick wanderte an Kaito vorbei zu den Dokumenten zurück. "Aber es ist erstaunlich. Den Kleinen scheint man einfach nicht ganz tot kriegen zu können."

"Man du verstehst es einfach nicht!", brummte Kaito und raufte sich wie so oft durch die Haare. "Je weniger du weißt, desto besser." Er seufzte. Verdammt, er wollte den Blonden nicht verlieren, sich gleichzeitig aber auch nicht gegen Rokudo stellen! Natürlich war ihm klar, dass der Eiskünstler wohl nicht vorhatte Sonzu ewig am Leben zu lassen -erstrecht nicht, weil der allmählich immer mehr Informationen mit sich herumschleppte-, doch auch Blondi würde wahrscheinlich nicht mehr lange still halten. Früher oder später würde sich Kaito wohl zwischen den beiden entscheiden müssen. Nachdenklich runzelte er die Stirn, während er Sonzu kurzerhand durch die Haare wuschelte und sich anschließend von ihm löste um die Zimmertür zu öffnen. "Aber ja du hast Recht. Riku ist selbst im Tod noch eine echte Nervensäge! Tu mir bitte einfach trotzdem den Gefallen und behalt deine neuen Erkenntnisse für dich." Was für eine verzwickte Situation aber auch!

"Ach, steht das arme Kaito vor einer blöden Entscheidung? Nein, wie schrecklich es dir gehen muss, mein herzlichstes Beileid", spottete Sonzu bei Kaitos zerknirschtem Gesichtsausdruck. Nein, dafür konnte er jetzt beim besten Willen kein Mitgefühl aufbringen, nicht in seiner Situation. Er wartet noch eine halbe Sekunde, bis die Tür weit genug offen war und schwupps - hatte er sich an Kaito vorbei gequetscht und landete im Gang. Jetzt hiess es: Alles oder nichts. Und Sonzu hatte keine Lust mehr auf nichts. Rokudos Zimmertür flog auf und Arisu zur Seite, als Sonzu hinein stürmte und Mariko in seine Arme schloss. "Verdammt nochmal, was stellst du auch wieder an", murmelte er auf ihre missglückte Aktion bezogen.

Rokudo hob langsam den Kopf, kniff die Augen wütend und seufzte leise, ehe er den Laptop zu Seite packte aufstand und die Beiden aus dem Zimmer schob. "Macht auf dem Gang weiter oder nehmt euch ein freies Zimmer. Ich kann dieses Gesülze, das da im Anmarsch ist jedenfalls nicht ertragen", meinte er und knallte ihnen die Tür vor der Nase zu.
Ja, man konnte durchaus sagen, dass er ihnen gerade den Weg zur Flucht freigestellt hatte.
Aber bitte, wenn das ein Nebenprodukt seiner Ruhe war würde er es aktzeptieren. Er hatte zu arbeiten!

Mariko starrte verdutzt auf die geschlossene Tür und zuckte dann mir den Schulter. "Blöde halt", murmelte sie, ehe sie wirklich realisierte, was Rokudo da gerade getan hatte.
Ernsthaft jetzt?

"Herzlichen Glückwunsch, ihr habt es geschafft Rokudo in vielleicht 10 Sekunden dermaßen zu nerven, dass ihr doch glatt haushoch aus seinem Zimmer geflogen seid." Schnell hatte Kaito Rokudos Raum erreicht, vor dem er auch sogleich Mariko und Sonzu auf dem Boden hockend angetroffen hatte. "Aber keine Sorge, das heißt nicht dass ihr uns schon wieder verlassen müsst." Schließlich war er ja noch da. Was auch immer die zwei gerade dachten, er hatte da noch ein Wörtchen mitzureden. Er seufzte. Wie's aussah durfte er wohl Babysitter spielen. Was für ein toller Start in den Tag.

Einige Sekunden brauchte Sonzu, um durch die Situation durchzublicken, dann erhob er sich, allerdings ohne Mariko ganz los zu lassen. Eine Hand blieb in ihrer, die andere streckte er bittend nach Kaito aus. "Kaito, hör zu: Ich hab nicht die Kraft uns hier raus zu bringen und Mariko kann auch nicht wegen der Chakrafessel. Aber du... Kaito, tu mir den Gefallen und bring mich nach Hause. Das mit uns können wir da klären. Bitte." Er war ihre einzige reelle Chance auf ein paar freie Tage. Und er sollte sich gefälligst jetzt entscheiden. Sonzu wusste nicht, wie gut seine Chancen im Moment gerade standen, aber er tippte so auf 50:50.

Kaito musste angesichts Sonzus Bitte lachen. "Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst? Euch hier raus bringen? Glaubst du wirklich dass das euch etwas bringen würde?" Der Silberhaarige schüttelte verständnislos den Kopf. "Wohl kaum. Und außerdem was hätte ich denn davon? Womöglich haufenweise Ärger mit Rokudo und obendrein würde ich dich schon wieder verlieren." Er seufzte, ergriff Sonzus ausgestreckte Hand und zog ihn so zu sich "Es tut mir leid Sonzu, aber das kann ich beim besten Willen nicht machen." Umsonst auf keinen Fall.

Mariko schnaubte und hatte Sonzu schneller in ihre Arme geschlossen, als Kaito ziehen konnte.
Das. War. Ihr. Freund.
Warum konnte der sich keinen anderen suchen? Einen der vielleicht keine Freundin hatte zum Beispiel.
"Rokudo ist gerade beschäftigt. So viel Ärger würdest du nicht kriegen"

"Kaito, dreh den Blickwinkel mal um: Rokudo hat zu Ende gespielt, er hat uns besiegt. Daran gibt's nichts mehr zu rütteln. Ich jedenfalls hab meine Ressourcen ausgeschöpft. Dieser Kampf gegen dich, das war das Finale. Und Rokudo hat's nicht mal mitgekriegt, der arme Trottel." Sanft drückte er Mariko von sich, behielt aber immer noch ihre Hand in seiner. Er würde sie nicht los lassen.
"Wir können jetzt lieb sein, uns wieder getrennt in unsere Zimmer sperren lassen und warten, bis der werte Herr beschliesst, es zu beenden. Das hätte er schon längst gekonnt, ich weiss nicht worauf er wartet, aber es wird noch länger dauern. Warum also sollen wir uns die Zeit nicht nehmen und geniessen bis zum Schluss? Was dich angeht: Du wirst hier auch nur noch rumhocken, während ich so gar keine Lust habe, mich auf dich einzulassen, solange Mariko im Nebenzimmer sitzt. Wenn du uns allerdings hier raus hilfst, kann ich wohl wirklich nicht mehr anders als zu sagen, dass ich dir etwas schulde. Und ich glaube zu wissen, was du gerne haben möchtest."

"Ich will es aber nicht, wenn du es nicht auch willst.", antwortete Kaito nach wenigen Augenblicken. Der Silberhaarige hatte in den letzten Tagen nachgedacht, seine Einstellung geändert. Natürlich wollte er den Blonden noch immer, doch es sollte nicht sein wie damals in der Zelle.
Es sollte besser sein.
Einen Moment lang schwieg er noch, blickte Sonzu einfach nur an und durchdachte noch einmal die Situation. Dann seufzte er. "Sonzu, bei allem Bitten und Flehen, es tut mir leid, aber diesen Gefallen kann ich dir nun wirklich ni-" Plötzlich hielt Kaito überrascht inne, presste die Lippen aufeinander. Etwas lag in dem Blick des Blonden. Etwas, dass Kaito lange Zeit vermisst hatte und erst jetzt bemerkte. Nicht etwa diese seltsame Leere der letzten Tage -nein-. In Sonzus Augen lagen Gefühle. Leben.
Wollte er dieses Leben wirklich wieder zerstören?
Stellte er sich gegen Rokudo, nur weil er den beiden einen letzten Wunsch gewährte?
Tief atmete Kaito ein und aus.
Was sollte dieses Zögern?
Verdammt, er liebte ihn!
Auch, wenn er die folgende Frage bestimmt noch bereuen würde.
"Wo wohnst du?"

Sonzu grinste, hauchte Kaito dann einen hastigen Kuss auf die Wange und die Koordinaten ins Ohr, um eventuellen Lauschern aus dem Weg gehen zu können. Könnte ja sein, dass Rokudo noch nicht wusste, wo Sonzu sich normalerweise versteckt hielt.
Als Sonzu endlich die vertraute Umgebung um sich spürte, machte sein Herz beinahe einen Sprung. Er liess Mariko und Kaito los, um das weisse Fellbündel aus der Luft zu pflücken, dass ihnen wohl ziemlich verwirrt hinterher gefallen war. "Hallo Tenshi", grüsste er die Tintenkatze und hielt sie im Arm fest, damit sie Kaito nicht anspringen konnte.

"Mrrrau?", machte die Katze verwirrt und sah den Blonden ziemlich verdutzt an. Dann fiel ihr Blick auf Kaito. Und hätte Sonzu sie nicht ziemlich zuverlässig festgehalten, wäre sich auf die größe eines Leoparden angeschwollen und hätte Kaito in der Luft zerrissen.
Einfach, weil sie es konnte.
Doch dann verlegte sie sich darauf dem einen hochnäsigen Blick zuzuwerfen, wie ihn nur Katzen zusammenbrachten. Dann stubste sie Sonzu an. "Was tut ihr denn da?"
Mariko winkte sie mit der Pfote zu, woraufhin diese leise lachte.

"Ich hoffe du bist jetzt zufrieden." meinte Kaito an Sonzu gewandt und landete sicher auf den Beinen, ehe er auch sogleich die Umgebung musterte, in die er sie da befördert hatte."Nett hast du's hier. Oh, das Kratzvieh ist auch wieder da."

"Tenshi ist immer da, wo ich bin. Wo warst du eigentlich die letzten Tage? Hast du die Revolution geplant?", fragte er die Katze schmunzelnd. "Achja, lass Kaito in Ruhe, er war so nett uns her zu bringen." Sonzu wuschelte Tenshi durchs Fell und setzte sie dann ab, um zur Tür zu gehen. Das Haus war nicht gross, es bestand gerade mal aus einem Stockwerk und dem Keller, auf dem kleinen Dachboden hausten höchstens die Fledermäuse. Sonzu streckte die Hand zum Dach aus und zählte die Schindeln ab. Eine davon war locker und darunter sein Hausschlüssel verborgen. Es war eine ziemlich verlassene Gegend, aber Sonzu schloss trotzdem lieber immer ab. Er hatte selber zu viele Häuser mit offenen Türen ausgeraubt.
Kaum zu glauben, dass es gerade mal eine Woche her war, seit er zuletzt hier gewesen war. Sonzu kam es vor wie eine Ewigkeit. Er bedeutete den anderen herein zu kommen, als er die Tür geöffnet hatte. "Ich kann euch leider nichts Grossartiges anbieten. Rokudos Kumpel hätte wohl die besseren Sachen da gehabt, aber ich bin es nicht gewohnt, Gastgeber zu sein." Er öffnete eine zweite Tür ins Wohnzimmer und drehte sich dort zu den anderen um. Etwas ratlos blickte er zu Kaito. Wie er das mit dem regeln sollte, wusste er um ehrlich zu sein nicht.

Kaito folgte den anderen ins Haus, blickte sich kurz um und musterte anschließend Sonzu. Der sollte ihn gefälligst nicht so ratlos ansehen. Der Silberhaarige hatte nicht vor hier kurzerhand einzuziehen. "Keine Sorge, ich geh sowieso gleich wieder.", meinte er schlicht. Wenn er jetzt hierblieb würde das womöglich sowieso nur noch mehr Ärger bedeuten, sollte Rokudo von seiner kleinen Aktion nicht gerade begeistert sein. Und darauf hatte er nun wirklich keine Lust.

"Du kommst wieder, nehme ich an?"

Kaito lachte. "Glaubst du etwa, dass ich euch für immer in Ruhe lassen würde?"

Sonzu zuckte die Schultern. "Hätt ja sein können. Nimm einfach wenn möglich Rokudo nicht mit." Er würde hier sein. Oder vielleicht mal beim Einkaufen. Jedenfalls hatte Sonzu keine Lust mehr weg zu laufen.