Aka

"Wenn ich ihm eine reinhauen soll, brauchst du mir nur bescheid zu sagen", erinnerte ihn Tokomi, zwischen dessen Fingern demonstrativ ein paar Blitze umherzüngelten.

Der Eiskünstler winkte schmunzelnd ab. Das war noch nicht nötig.
"Nicht ihm...er wird vermutlich der letzte sein, dem ich etwas antue"

"Oh." Tokomi nickte verstehend. "Und was hat er dir angetan, dass ihm diese zweifelhafte Ehre zuteil wird?"

"Nun, er wollte in meinen Erinnerungen herumwühlen"
So wie ein kleiner Maulwurf...er mochte Maulwürfe nicht.

Oh ja, das war vielleicht ein bisschen blöd von ihm gewesen.
"Und? Hat er was gefunden?"

"Nein, sonst wäre er nicht mehr am leben, oder zumindest wäre er ein sabbernder Vollidiot", meinte der Dunkelhaarige nüchtern.
Er hätte Sonzu einfach daran teilhaben lassen, was er erlebt hatte, was immer es auch gewesen sein mochte.

"Dann hast du ihm ja einen Gefallen getan, indem du ihn rausgeschmissen hast", stellte Tokomi fest und blickte Rokudo nachdenklich an.

"Vermutlich, aber für mich wäre es auch unangenehm geworden", erklärte der andere schulterzuckend.

Tokomi nickte wieder und wandte sich dann um und winkte ihn zu den Spiegeln. "Das hier solltest du dir vielleicht noch ansehen." Er deutete auf einen Spiegel, in dem soeben ein grosser, schwarz rot gestreifter Hund mit Mähne verschwand.
"Riku scheint nicht der einzige mit vertrauten Geistern zu sein."

Bereitwillig folgte der Eiskünstler ihm
"Was für ein komisches Viech", murmelte Rokudo, als er einen blick auf das seltsame Hundewesen erhaschen konnte, bevor es verschwand.
"Hast du mitbekommen, was es kann?"

"Ich kanns nur vermuten. Aber da sie so erstaunlich schnell beim alten Versteck waren und ihm, soweit ich gesehen habe, gefolgt sind, liegt die Vermutung nahe, dass es uns irgendwie verfolgen konnte. Bei einem Hund nicht weiter verwunderlich, doch du hast Tenshi doch mit Kuchiyose geholt. Das dürfte eigentlich keine Gerüche hinterlassen, wie es das Shunshin no Jutsu täte. Also kann es mehr, als nur ein gewöhnlicher Spürhund."

"Und wenn er jetzt verschwindet muss das wohl heißen, dass er uns nicht mehr folgen kann. Es kann kein Geruch sein, dem er gefolgt ist", schloss Rokudo.
"Aber wir werden es ja ohnehin bald erfahren"

"Das sowieso nicht. Was kann denn ein Kuchiyose no Jutsu für Spuren hinterlassen?", Tokomis Interesse war ernsthaft geweckt und er hatte keine Lust, darauf zu warten, dass die Katze ihnen die Antwort lieferte.

"Es arbeitet wie jedes Jutsu mit Chakra. Es wäre möglich, dass...", er brach ab. Nein, das war Blödsinn. EIn Hund konnte doch nicht nach den empfindlichen, kaum wahnebahren Zirkulationen des natürlichen Chakras schnüffeln.
Oder doch? Angenommen das stimmte, dann würde es die vielen Umwege und Sackgassen erklären, in die das Vieh geführt hatte.

Das Chakra?
"Nein, sowas ist unmöglich! Es sei denn..."
Tokomi drehte sich um und setzte sich an seinen Computer. Ein Gerät, dass nicht viele Ninja besassen. Altmodisches Pack. Aber jetzt hiess es recherchieren.

Riku war sofort zur Stelle gewesen, als Torinu etwas entdeckt hatte und die Ruinen genauer betrachtet. Hier und da hatte er Überreste von irgendwelchen Instrumenten entdecken können, welche jedoch durch die Explosion vollkommen unbrauchbar geworden waren.
Er seufzte und sah zu Tenshi. Die Katze wirkte soweit unversehrt und Riku fragte sich innerlich, ob er sich darüber freuen oder doch misstrauisch sein sollte. Rokudo war schließlich normalerweise nicht der Typ, der etwas vergaß.
Es seidenn...
Rikus Stirn legte sich in Falten.
-Es seidenn er hat einen Plan.-
Gerade wollte er noch einmal gründlich über diese Möglichkeit nachdenken, als das Knurren Torinus ihn aus den Gedanken riss.
' "Drache!" '
Bei diesem Wort zuckte Riku merklich zusammen. Kuro war also hier gewesen!
Es versetzte ihm einen Stich zu wissen, dass sein alter Freund immer noch unter der Kontrolle eines Anderen zu stehen schien, unfähig sich aus eigener Kraft zu befreien.
Und nun benutzten Rokudo und seine Anhänger ihn als Transportmittel!
Innerlich glaubte Riku Shiros Trauer und Schmerz über diese Nachricht spüren zu können.
Ein abfälliges Zischen drang aus seiner Kehle und Wut stieg in dem Jungen auf, während er die Hände zu Fäusten ballte. "Diese verfluchten Bastarde!"
Jegliche Gedanken um Tenshis plötzliches Auftauchen und Rokudos Vergessen waren in den Hintergrund geraten.

Von hinten legte sich eine Hand auf Rikus Schulter. "Beruhige dich. Wutausbrüche helfen gar nichts." Ronin hockte sich neben dem Jungen auf den Boden. "Ich bin dafür, dass wir jetzt erstmal eine Pause machen."

Kaito hatte sich derweil um einen Ort für Kuro bemüht und ihn unter Rokudos Anweisungen in einen sicheren Raum gebracht, gerade groß genug, dass der schwarz-rote Drache überhaupt hineinpasste.
Eine kleine Transportschriftrolle kam unter Kaitos Hemd hervor und dieser brachte auch sogleich deren Inhalt zum Vorschein, wobei sich eine Art Chakrawelle im Raum ausbreitete.
Völlig regungslos stand Kuro da, während der Silberhaarige damit beschäftigt war die erschienenen, massiven Ketten aus Stahl an den Fußgelenken des Drachens zu befestigen, welche bombenfest mit dem Boden verbunden schienen. Die Tatsache, dass die Fesseln dabei mehr oder weniger tief in Kuros Fleisch schnitten ignorierte Kaito dabei ganz einfach. Tatsächlich war es ihm vollkommen egal wie sich der Drache fühlte. Er war lediglich nur ein kleiner Bestandteil eines großen Spiels. Eine Figur von vielen. Kaito würde nicht zögern ihn in den Tod zu schicken, wenn Rokudo es von ihm verlangen würde.
Er trat einige Schritte aus der Kammer heraus und betrachtete den Hals des Drachens, welchen nun ein, mit feinen Stacheln besetztes, Halsband zierte, ebenfalls fest verbunden mit den Wänden des Raumes.
Das 'umgekehrte Sharingan' leuchtete in den Augen des Silberhaarigen, während er damit begann mehrer komplizierte Fingerzeichen zu formen und so die Kammer in eine Barriere aus Meiton-Chakra einzuhüllen, was eine höhere Stabilität als normales Chakra zur Folge hatte und Kuro zudem vollkommen von der Umgebung außerhalb des Raumes abschottete.
Kaito lächelte zufrieden. Das Sharingan verschwand aus seinen Augen und ließ ein strahlendes Blau zurück. Wenig später war die Kontrolle über Kuro aufgehoben. Zunächst verwirrt sah sich der Schwarz-Rote um, bevor er begriff. Mit einem Mal begann er den Hals wild umherzuschlagen und an den Fußketten zu zerren, wobei das Eisen unsanft in seine Haut schnitt. Kaito konnte ein amüsiertes, dunkles Kichern nicht unterdrücken, als er das wütende und zugleich schmerzerfüllte Brüllen des Drachens vernahm, der immer wilder zu werden schien und sich dabei nur selbst schadete. Der Silberhaarige grinste. Irgendwie musste er Kuro schließlich im Zaun halten, wenn er ihn nicht gerade kontrollierte. Denn das konnte er sich auf Dauer nicht leisten. Der Chakra- und Kraftaufwand wäre bei einem solch verzweigten Geist mehr als enorm.
Und außerdem..ab und zu durfte er sich doch auch einmal seinen Spaß gönnen, oder?
Eine Weile sah er dem Drachen noch zu wie er sich gegen die Fesseln aufbäumte, dann beschloss er, dass es nun Zeit war die Ketten enger zu ziehen und ihn vollends zu fixieren. Kaito brauchte lediglich einen einfachen Hebel zu betätigen. Wenig später hallte auch schon Kuros leidendes, schmerzerfülltes Brüllen lauter als zuvor durch die Gänge des neuen Versteckes, als sich die Ketten und Dornen enger zogen, sich in sein Fleisch bohrten und ihn zwangen vollkommen bewegungsunfähig dazustehen.
"So ist's fein. Schön stillhalten." Kaito kicherte leise. Man konnte jeden Widerstand brechen, auch ohne Kontrolljutsu. Gerade Schmerz war eine wunderbare Möglichkeit, um Aufstände zu verhindern.

Resigniert schlug Tokomi mit der Faust auf die Tasten, als das Gebrüll des Drachen los ging und ihn völlig aus dem Konzept brachte.
Es war auch so schon schwer genug, etwas über den vermeintlichen Chakraspürhund heraus zu finden. Es gab einfach zu wenig in den Archiven und zu wenige Archive sowieso.
Als Kuros Gebrüll immer lauter wurde, hob der Blonde wütend den Kopf und wandte sich um. "Kaito, stell dein scheiss Vieh ruhig, aber 'n bisschen plötzlich!"

Kaito verdrehte die Augen. Es war ihm egal, was Tokomi dachte oder von ihm wollte. Kuros Brüllen klang ohnehin bereits wieder ab. Der Drache musste eingesehen haben, dass es keinen Sinn hatte sich weiter gegen die Fesseln zu stemmen. Der Silberhaarige konnte nicht anders, als zu lächeln. Das wäre erledigt.
Er wandte sich ab und spazierte ohne Eile durch die Gänge und in die Küche des Versteckes. Was er jetzt brauchte war ein schöner, heißer Kaffee.

Fassungslos starrte Riku Ronin an. "Pause machen?! Du willst eine Pause machen?! Das ist doch jetzt nicht dein ernst!", fuhr er den Ninja an. "Rokudo befindet sich womöglich ganz in der Nähe und amüsiert sich derweil köstlich mit Kuro und Sonzu und alles was dir einfällt ist 'Pause machen'?!" Das Fass drohte definitiv überzulaufen.

Ronin hatte inzwischen seelenruhig sein belegtes Brötchen ausgepackt. "Natürlich Pause machen. Ich versteh ja, dass du's eilig hast wegen deinem Drachen und so. Auch mir wär's natürlich lieber, wenn Rokudo irgendwo mit abgeschlagenem Kopf vergammeln würde und wir Sonzu bei uns hätten. Und ja, vielleicht ist er irgendwo hier in der Nähe, jedoch glaube ich das nicht. Wahrscheinlicher ist er irgendwo, ziemlich weit weg und macht auch erstmal Pause. In dem Fall wird es noch ein anstrengeder Weg zu ihm werden und wenn du jetzt einfach auf gut Glück losrennst wirst du vielleicht ausgepowert bei ihm ankommen und er wird dich dann mit einem Fingerschnipsen von der Bühne befördern. Allerdings verreckst eher vorher irgendwo im Staub. Also ich bin für die Pause."
Er nahm sich sein Brötchen und bis herzhaft hinein, dann hielt er es Riku hin.

Mit einem Seufzen wandte Tokomi sich wieder dem Bildschirm zu. Beinahe schlagartig hellte sein Blick sich auf. Ein leises Pling verriet ihm, dass seine neuste "Suche" endlich erfolg gehabt hatte.
Nachdem sich die flüchtigen Hinweise auf das Land des Eisens gehäuft hatten, hatte er schliesslich beschlossen, sich in den Datenbanken dort etwas näher um zu sehen und hatte prompt etwas gefunden. Verschlüsselt, aber immerhin.
"Rokudo, ich hab da was..."

Rokudo hatte sich auf ein kleines Sofa gefläzt und war am dösen gewesen. Schlafen tat er eigentlich nicht, es sei denn, er war so müde, dass er einige Stunden vollkommen traumlos schlief. Sonst döste er nur dann und wann. Man konnte sagen, dass er dann in eine Art Wachschlaf verfiel, wobei sein Körper sich herholen konnte, bei dem kleinsten wichtigen Geräusch allerdings aufschreckte.
Er schlug die Augen auf, stand in wenigen Sekunden auf den Füßen und schritt zu Tokomi.
"Hm?"

"Der Hund. Es gibt einige klare Hinweise auf Tetsu no Kuni, womit eigentlich nur noch eine Möglichkeit bleibt, zu wem er gehören könnte: Der Samurai. Hol deine Akten raus, das kannst du auf den leeren Zeilen ergänzen.
Und hier", fuhr er fort und deutete auf den Bildschirm.
"Das Verzeichnis einer Bibliothek in den Wolfsbergen. Sie scheint das einzige umfassende Werk, das etwas über die Hunde erzählt, zu besitzen. Digital findet man nichts. Die Frage ist nur: Ist es eine Reise dort hin wert?" Denn eigentlich konnten ihnen diese Hunde ja gestohlen bleiben. Vielleicht traten sie gar nicht mehr aufs Spielfeld und waren nur ein kurzer, unwichtiger Nebencharakter gewesen. Aber vielleicht war auch das Gegenteil der Fall.
Abwartend blickte Tokomi zu Rokudo.

"Egal was wir tun werden, sie werden uns folgen", meinte Rokudo überzeugt. Immerhin hatten sie Sonzu und den würden ihre Verfolger nicht so schnell aufgeben.
Um eine kurze Pause zum nachdenken zu haben holte er tatsächlich die Akten über sämtliche Ninja heraus und kritzelte die Neuinformation zu Ronins Blatt dazu.
Über manche hatte er mehr, über manche weniger Papier. Je ausführlicher seine Steckbriefe waren, desto besser konnte er planen.
Doch zurück zu dem Hund.
Wenn er ihnen folgen konnte, musste er so viel darüber wissen wie nur möglich. Immerhin konnte es ja sein, dass er einmal nicht gefunden werden wollte und da sollte ihm nicht so ein Mistviech im Weg herumstehen.
"Ich denke, das wird es wert sein. Immerhin haben wir nichts zu verlieren"